Mein süßes Lieb – Gentrifizierung und AIDS in Berlin
Das Bühnenstück Mein süßes Lieb – Gentrifizierung und AIDS in Berlin formuliert eine „Berliner Fassung“ der Thesen Sarah Schulmans aus The Gentrification of the Mind – Witness to a Lost Imagination (etwa: das Ende der Visionen und der Einzug der Vorstadtmentalität in die Städte). Zentrale Fragen hierfür waren: Welche Effekte AIDS in beiden Teilen Berlins auf die Stadtentwicklung und seine queeren Identitäten hatte.
Inwieweit AIDS queeres Leben erstmals in der Mehrheitsgesellschaft sichtbar gemacht hat und gleichzeitig zu seiner fortwährenden Stigmatisierung beigetragen hat. Und: Wer von den Kämpfen queerer Bündnisse, wie der ACT-UP Bewegung, heute profitiert, sowie wer von den Errungenschaften einer sich weiter liberalisierenden Gesellschaft ausgeschlossen bleibt.
Das Ensemble aus Christine Groß, Meo Wulf, Perra Inmunda und zehn Sänger:innen des MÄNNER-MINNE Schwuler Männerchor Berlin werden an diesem Abend in den PRATER STUDIOS am Rosa-Luxemburg-Platz ihr Verhältnis zur Berliner Stadtgeschichte und AIDS in Texten von Sarah Schulman, Napoleon Seyfarth, Michael Sollorz, Ronald M. Schernikau u. a. und Kompositionen von Ivan Cheng besingen und besprechen.
Zum letzten Mal: StEcHeN uNd stErBen
Obwohl die aktuelle Realität keine stichhaltigen Anhaltspunkte für eine zukünftige Gegenwart liefert, werden extrem viele Ressourcen in die Entwicklung fiktiver Zukunftsprognosen gesteckt, um sich abzusichern, künftige Krisen zu verhindern, dem Tod zu entfliehen und die Zukunft so risikoarm wie möglich zu gestalten. Der einzelne Moment wird zur Methode und kann nur im Hinblick auf das, was danach kommt, ertragen werden.
Die „Defuturisierung der Zukunft“ schließt ab, was kommt, bevor es eintreten kann, und verspielt das dramatische Potenzial des Zufalls. Dieses omnipräsente Prinzip, sämtliche Dimensionen von Raum und Zeit einem logischen Prinzip zu unterwerfen und zu kontrollieren, ist vielleicht die eigentliche Krise, die die leere Gleichgültigkeit im Menschen hervorruft und uns in unseren Leben handlungsunfähig macht. Erst im Tod, der letzten Metamorphose, kann diese Depression überwunden werden. Von Anfang an haben wir es gewusst: Der Tod wird kommen, egal welche Vorkehrungen wir im Voraus treffen. Im Leben nur ein einziges Mal und im Theater so oft, wie es notwendig ist.
One Piece Closer to Death: StEcHeN uNd stErBen von Bäckerei Harmony, zum letzten Mal am Dienstag, den 24. Oktober um 20.30 Uhr in den PRATER STUDIOS am Rosa-Luxemburg-Platz, Hinterbühne.
Tanz von Florentina Holzinger
Florentina-Holzinger-Fans und solche die es werden wollen, kommen auch im Oktober auf ihre Kosten: Tanz: Eine sylphidische Träumerei in Stunts, 2019 uraufgeführt und vielfach ausgezeichnet, ist vom 28. bis 30. Oktober erstmals in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz zu sehen.Ausgangspunkt für Tanz sind das romantische Ballett La Sylphide aus dem Jahr 1832 und der Edelsplatterfilm Suspiria (1977) von Dario Argento, bei dem es um eine Tanzakademie geht, in der ein Hexenzirkel sein Unwesen treibt.
Die Performer:innen im Alter von zwanzig bis achtzig Jahren durchlaufen eine strenge Ausbildung im „Aktionsballett“, den „Sylphic Studies“: Gemeinsame Rituale lehren sie Körper und Geist zu beherrschen und übernatürliche Kräfte wie das Fliegen zu erlangen. Tanz verweigert sich dabei jeder Form von Belehrung und dekonstruiert den Stereotyp der Feenwesen des romantischen Balletts des frühen 19. Jahrhunderts und den damit einhergehenden ewigen Wunsch vom Fliegen.
Dabei führt der Versuch der Luftgeister, tatsächlich vom Boden abzuheben, zu Kollisionen. In einem opernhaften Setting entstehen brutale Parodien auf sensationslüsterne Bilder, wie man sie aus dem Ballett, aus Komödien und aus der Pornografie kennt.
Vienna Calling
Am 31. Oktober heißt es im Großen Haus der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz VIENNA CALLING! Ein Filmspektakel mit Live-Konzerten: Das Wiener Rap-Duo EsRAP mit der Band Gasmac Gilmore, der Retro-Austro-Synthpoper Gutlauninger, Valentin Wagner, Basma Nur u. v. m., moderiert vom Sternschuppen-Betreiber Samu Casata und der an der Volksbühne verankerten österreichischen Autorin Lydia Haider.
Der Film von Philipp Jedicke, der Wiener Musikgrößen wie Voodoo Jürgens und der Nino aus Wien in den Fokus nimmt, zeigt unbekannte Facetten der Wiener Kultur auch abseits des Mainstreams. Heraus kommt eine elektrisierende und poetische Annäherung an die Musik- und Kulturszene einer europäischen Metropole, die Berlins Mentalität so ähnlich wie unähnlich ist. Die Protagonist:innen des Films haben sichtbar Freude am Spiel.
VIENNA CALLING bietet ihnen eine weitere, filmische Bühne, die sie lustvoll entern und darauf ein Schauspiel mit viel Schmäh aufführen – auf der Volksbühnen-Bühne nun live und in Farbe. Im Anschluss gibt es eine Aftershow-Party in der Kantine u. a. mit NOUCHIN DEL RAVE, ahja, und happy halloween!
Mit: Voodoo Jürgens & Ansa Panier, Der Nino aus Wien, Lydia Haider, EsRAP, Gutlauninger, Stefanie Sargnagel, Kerosin95, Samu Casata, ZINN u. v. m.
SAD GIRLS
Ein Abend wie ein Tumblr-Blog und so zerstreut wie das Sad Girl selbst. Mit Live-Musik, Texten aus den Tiefen des Internets, Aufzeichnungen von Mystikerinnen und pathetischen Tagebucheinträgen: Teenage-Ontology meets Metaphysics.
SAD GIRLS in der Regie von Anna Zrenner wird am 18. Oktober in der VIDEOTHEK wieder aufgeführt. Weitere Termine am 19., 23. und 25. Oktober.
Endzeit. Die neue Angst vor dem Weltuntergang
In einer Welt zunehmender Krisenherde, die in Kriegen münden, wie jetzt in Israel, in einer Welt, die von der Klimakatastrophe bedroht ist, in einer Welt, die den Menschen durch Inflation das Leben schwerer macht, scheint nichts besser zu werden. Christian Jakob untersucht die Ursachen und Folgen der Ängste, die daraus entstehen.
Er seziert die Mechanismen der Endzeitangst und zeigt, warum trotz allem Grund zur Zuversicht besteht. Am 18. Oktober um 20 Uhr im Roten Salon diskutieren mit dem Autor Robert Folger, Malte Kreuzfeld und Kira Vinke.
Stalin und die Massenstreiks in Batumi 1901/1902: Vergessene Arbeitskämpfe – ein Punk-Abend
Stalin, eigentlich Jossif Dschugaschwili, jung auch Sosso oder Koba genannt, initiierte 1901/1902 mehrere Streiks in Batumi, wo es durch Anlieferung von Öl und den Bahnverkehr eine größere Arbeiterschaft gab. In einem der Streiks erkämpften die Arbeiter eine Lohnerhöhung von 30 %. In einem anderen endete der Streik in einem „Massaker von Batumi“, das die Wut der Erniedrigten noch mehr entfachte, ganz im Sinne von Stalin.
In dieser Zeit erfolget der erste Tötungsbefehl Stalins. Es traf einen Spitzel. In jungen Jahren muss Stalin ein Januskopf gewesen sein. Er brannte für die Befreiung der Ärmsten, konnte aber keine Widerrede ertragen und setzte schnell auf Vernichtung, die er später millionenfach betrieb. Mit dem Konzert von Beton und Pink Wonder am 19. Oktober um 21 Uhr im Roten Salon wird an die vielen mutigen Arbeiter, die am Schwarzen Meer die Fährte für weitere Streiks in Russland und angrenzenden Ländern legten, gedacht.
Bonusmaterial – Die exklusive Talkshow zum Monatsprogramm
In der Oktober-Ausgabe präsentiert das Team von Bonusmaterial zwischen fragilen Show-Fragmenten und steilen Thesen den kleinsten gemeinsamen Nenner: Das große Fragezeichen in unser aller Köpfen – das Gehirn. Haben Sie sich schon einmal gefragt, woher Ihre Gedanken kommen? Oder was mit den abgestorbenen grauen Zellen nach dem letzten Vollrausch passiert?
Wir haben Antworten! Die Verbraucher:innen-Zentrale warnt vor Phishing (mehr dazu hier) und einem 50%igen steilen Gefälle. Kommen Sie auf gar keinen Fall am 20. Oktober um 21 Uhr in den Roten Salon der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz.
Ich hab da was im Internet gefunden
Abfahrt: hier kommt die 2. Ausgabe der Konzertshow von und mit Finja Messer und Caro Knab im Roten Salon am 27. Oktober.UNTERHALTUNG (auch auf der Bühne) wird in Ihren Arbeiten großgeschrieben: Caro hat mit Finja Messer zusammen was im Internet gefunden und freut sich gemeinsam mit allen Anwesenden einen Blick darauf zu werfen. Caro ist stets bemüht und wird an diesem Abend die zahnreichen Fans und Besucher:innen verzaubern. Meh zu ihr auf: instagram.com
The light of the abyss
Unter dem Titel the light of the abyss findet am 21. Oktober im Roten Salon der Konzert- und Performanceabend des Kollektivs BVSN statt. BVSN – seit 2022 bestehend aus Nas Tea, blythe, Chaos Angel und Bahar Kygsz – erforschen verschiedene Welten zwischen Realität und Traum, räumlichen und zeitlichen Entfernungen. Es ist eine Erkundung, wie wir mit anderen träumen, wenn wir physisch weit entfernt sind, und wie verschiedene Welten durch gemeinsame Klänge, Gerüche, Bewegungen und Fantasien miteinander verbunden sind.
BVSN, die in Berlin, London, Zürich und Marseille ansässig sind, arbeiten in diesem Stück mit anderen Musiker:innen zusammen und lassen sich von den Inspirationen ihrer jeweiligen Städte leiten, indem sie Club-Sounds mit natürlichen Elementen und industriellen Samples kombinieren.
period. Magazinrelease
Nachhaltiger Journalismus gewinnt in Zeiten, in denen Nachrichtenkanäle immer apokalyptischer werden, an Bedeutung. Politische Botschaften und persönliche Erfahrungen rund um freie sowie institutionelle Kunst sind damit ein unschätzbares Instrument, um gesellschaftliche Veränderungen zu bewirken. Das period. Magazin beschreibt seine Arbeit als slow journalisme. Die neuste Ausgabe widmet sich den Begriffen „Hitze“ und „Governance“ in vielfältigen Beiträgen von Künstler:innen, Wissenschaftler:innen und Journalist:innen.
Wie die Klima- und andere Krisen abgewendet werden können, hat viel mit „Governance“ zu tun – mit einem gesellschaftlichen Regelsystem, welches über die Beteiligung verschiedenster Akteur:innen zum bestmöglichen Ergebnis gelangt. Welche Verantwortung tragen wir selbst als Individuen in diesen Systemen, und welchen Handlungsspielraum haben wir eigentlich? Wie heiß und kalt kann es werden?
Diesen und anderen Fragen stellen sich bei der period. Magazin Release Party am 26. Oktober im Roten Salon u.a. Eva Hoffmann, DJ Noushin, sucre sucre, DJ Terror, Jennifer Weiss, Lydia Haider, Romina Pleschko und Safira Robens.
Ticketmarkt
am 19. Oktober, 13–17 Uhr, Podewil
Zum Auftakt der neuen Spielzeit lädt Berlin Bühnen, der Online-Spielplan der Berliner Theater, Opern & Konzerthäuser zum ersten
Studi & Azubi-Ticketmarkt ins Podewil!
Wenn Du an einer Universität oder (Fach-)Hochschule immatrikuliert oder in der Ausbildung bist, kannst Du am Donnerstag, 19.10.2023, von 13–17 Uhr ermäßigte Tickets für Vorstellungen in der laufenden Spielzeit kaufen – neben knapp 30 weiteren Bühnen ist auch die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz vor Ort, mit exklusiven 5-Euro-Karten für ausgewählte Repertoire-Vorstellungen im Gepäck!Wir sehen uns: Palais Podewil, Klosterstraße 68, 10179 Berlin-MitteU-Bahn Klosterstraße (U2), U-Bahn Rotes Rathaus (U5), U-&S-Bahn Alexanderplatz
Theaterkasse: Mo – Sa, 11:00 – 18:00 Uhr
Abendkasse: 1h vor Vorstellungsbeginn
+49 (0)30 24065 -777
besucherservice@volksbuehne-berlin.de
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
Linienstraße 227
10178 Berlin-Mitte
(U2 Rosa-Luxemburg-Platz, S Alexanderplatz, Bus 200/142/N2, Tram M2/M8)
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