Zum vierten und letzten Mal während Franziska Werners künstlerischer Leitung an den Sophiensælen präsentieren wir die beliebte Frühlingsreihe Queer Darlings und bringen alte und neue Lieblinge nach Berlin. Die Arbeiten lokaler und internationaler Künstler:Innen beschäftigen sich mit persönlichen und gesellschaftspolitischen Momenten der Veränderung, des Übergangs, der Krise und der Transition(en). Dazu überschreiben sie Volkstänze und -erzählungen, Märchen und Mythen aus queerer Perspektive, um humorvolle, immersive, sinnliche und fantasievolle Bühnenwelten jenseits binärer Normen zu erschaffen – und das Potenzial queerer Imagination für neue Visionen des Zusammenlebens zu feiern.
CADE & MCASKIL
Das Künstler:Innen-Paar CADE & MCASKIL zum Beispiel nimmt sich das Märchen von Pinocchio vor. Die Geschichte von der lügenden Holzpuppe mit der langen Nase, die ein „echter“ Junge sein möchte, wird in diesem humorvollen und verspielten Theaterabend herangezogen um die Geschichte von Ivor McAskills gender transition zu reflektieren.
ALEX BACZYŃSKI-JENKINS:
Nimmt für seine 3-stündige Choreografie eine Schrittfolge zum Ausgangspunkt, die in verschiedenen Gesellschaftstänzen verwendet wird, den sogenannten Boxstep. Er nutzt diesen simplen Grundschritt um die fünf Tänzer:Innen auf der Bühne zu synchronisieren und dann verfremdete Gesten aus Pop, queerer Kulturgeschichte, Clubkultur, Kampfkünsten und gesellschaftlichen Ritualen auf diesen Grundschritt zu setzen. In der Wiederholung und Dauer der immer gleichen Schrittfolgen entsteht eine trance ähnliche Kraft, die so letztlich auf eine sinnliche Art Fragen von queerer Gemeinschaft behandelt.
SOROUR DARABI:
Beschäftigt sich wiederum mit Persischen Märchen und Prinzessinnen-Figuren, um davon ausgehend Darstellungen und Konstruktionen des sogenannten weiblichen Körpers anzuschauen.
LIZ ROSENFELD:
Bezieht sich in der Arbeit URSA-X auf den Griechischen Mythos von Kallisto und ihrem Sohn Arkas – die beiden wurden in der Erzählung von Zeus in Bären verwandelt und an ihren Schwänzen in den Himmel geworfen, wo sie nun die Sternenbilder Ursa Major und Ursa Minor, den großen und kleinen Bären, bilden. Die Performer:Innen reflektieren dann ausgehend von diesem Mythos über die eigenen Körper im Wandel, z.B. im Altern.
ASTRIT ISMAILI:
Eine im Kosovo geborene und in Amsterdam lebende Performance-Künstler:In, deren Arbeit die letzte Ausgabe der Manifesta in Prishtina eröffnete – wird eine Konzert-Performance präsentieren, die die Veröffentlichung ihres ersten Albums be-gleiten wird. Die Lieder handeln von der Geschichte der ersten Blume der Welt und suchen nach Parallelen zwischen der Welt der Botanik und der queeren Gemeinschaft.
Queer Darlings ist ein wiederkehrendes Festival-Format, das seit 2019 im Frühjahr an den Sophiensaelen stattfindet. Was als Programmschwerpunkt und spontane Idee begann, wurde zu einem Festival, das seither fester Bestandteil des Jahresprogramms der Sophiensaele ist. Seit 2021 werden die Queer Darlings mit Unterstützung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa organisiert und konnten so als Format wachsen. Das Grundinteresse bleibt jedes Jahr gleich: internationale Gastspiele, die queerfeministische künstlerische Perspektiven auf aktuell brennende ästhetische und gesellschaftliche Themen behandeln und in Resonanz zur lokalen Berliner Szene interessante Impulse setzen.
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