Berlin, Berlin, wo willst Du hin mein Kind?’, schießt mir durch den Kopf, als ich den schlankeren und vor allem zeitlich extrem verkürzen Plan gesehen habe. Nicht mal vier volle Tage, kaum wichtige Events und keine größeren Mühen seitens der etablierten Institutionen dieses Jahr. Eine kurze Zusammenfassung der #MBFWB mit der Frage: Wie soll es weiter gehen?
Hello Shopping Experience
Deutschlands wichtigste Modepublikation hat sich fast komplett zurück gezogen und den Fokus auf eine Shopping Experience gelegt, anstatt auf eine Langzeit Förderung. Der Vogue Salon hat sich für immer verabschiedet und so auch die Tradition des B2B-Events sämtlicher anderer Publikationen in der Hauptstadt. Eine Pop-Up Store in Zusammenarbeit mit H&M wurde in aller Schnelle noch organisiert, sowie ein Fenster im KaDeWe.
Dementsprechend nüchtern viel auch der Andrang und die Atmosphäre aus zu Beginn aus, was sich aber über die Woche hinweg umkehrte. Gelegentlich sah man noch Annette Weber, ihres Zeichen Influencerin und frühere Chefredakteurin der InStyle, seitlich von diversen Events ein paar Selfies machend und ratlos durch die Gegend schauend. Wonach sucht sie, frage ich mich und umgehe die Photo Session um tiefer in die diesjährigen Präsentationsflächen vorzudringen.
GrowHouses
Ein paar Highlights ergeben sich, um den Salon als Plattform zu ersetzen finden sich die GrowHouses als Fläche für die Designer wieder. Auch für Shows konnten interessierte Besucher*innen Tickets kaufen dieses Jahr. Leider muss die Berliner Fashion Week noch immer mit ihrer etablierteren Schwestern in Paris und Mailand konkurrieren und sowohl die Redakteure wie die Einkäufer müssen sich zweiteilen, um alles zu sehen.
Die großen Messen Premium, Show & Order und Neonyt, haben entgegen der Erwartungen, erst einmal weiter die alte Strategie wieder aufgenommen und sich wieder am Rande integriert. Leider fehlt innerhalb der deutschen Gesellschaft noch an Sinn für die Berliner Modelandschaft. Influencer und digitale Strategen, wie z.B. die beiden Gründerinnen von Blogger Bazaar hielten während der Zeit Konferenz Vorträge über die weibliche Zukunft Deutschlands. Jedoch befindet sich der Resonanzraum trotz Female Empowerment und nachhaltigen Strategien for a female future in Sachen Mode, noch immer auf der Seite der wenigen Eingeweihten. Besonders schade, dass innerhalb des engen Rahmens, die meisten Aussteller auf den Messen bereits Donnerstag früh damit begonnen haben, ihre Stände wieder abzubauen.
Höhenflüge…
Erwähnenswert sind natürlich nach wie vor, die beiden Designtalente William Fan und Marina Hoermanseder. Auch wenn sich an deren Ästhetik zum Frühjahr/Sommer 2020 nicht viel getan hat. Solides Design hat eben auch seine Berechtigung. Vor allem in Deutschland, wo gerne auf Nummer sicher gegangen wird. Besonders wenn es ums Outfit geht. Glamorous ist Fan allemal mit seiner Show im Museum und bewies wieder, dass eine Signature Silhouette mehr wert ist, als zu viel Chi-Chi.
Marina Hoermanseder wiederum hat sich durch Nicki Minaj ein Allstar-Upgrade besorgt und scheint, entgegen dem Ratschlag aus dem Hause Vogue, sich mit ihrer Farbvielfalt und der MH University, international allemal besser durchzusetzen, als mit simplen Teilen in schwarz auf dem heimischen Markt. Dies wiederum bestätigt den Trend Forecast von Lidewj Edelkoort, die bereits vor ein paar Wochen, das Ende von head-to-toe-black voraussah und braun, in sämtlichen Schattierungen von Camel über Caramel zu Sepia, für die nächsten dreißig Jahre als Classic vorsieht.
Highlights:
Richert Beil
Der Designer Richert Beil mag vielleicht international noch etwas unter den Radar geraten sein, mit seiner monochromen Farbpalette. Allerdings passt er damit in das Spektrum von Edelkoorts Style Prediction und schien den Nagel auf den Kopf getroffen zu haben mit seiner erstaunlich flüßigen Handschrift und den Mix diverser Erdtöne, sowie Grau und Schwarz Schattierungen.
Oliver Pocher…
Riani schien sich von den legendären Jetset und der Mode des Sommer of Love bedient zu haben und auch Sportalm hatte diesen leichten Touch von französischem Flair, gepaart mit deutschem Humor, der sich durch Oliver Pocher als Gastauftritt manifestiert hat.
“You Are Not Black Enough”
Persönlich inspiriert hat mich die einzige Show, die ich tatsächlich ohne Terminstress sehen konnte: #DAMUR hat als Brand ein Statement gesetzt, dass zwar etwas holprig über den Runway zitiert wurde, aber wir Modemenschen sind ja oftmals nicht die hellsten, wenn es um politische Botschaften geht. So dauerte es einen kleinen Moment, bis die Menge verstanden hat, dass Huang Damur es sich zur Aufgabe gemacht hat, Berlin in seiner ganzen Fülle auf den Catwalk zu holen. „You Are Not Black Enough“ mag auf den ersten Blick provokant erscheinen. Jedoch verbirgt sich hinter der Work-Wear meets Party Attitude seiner Designs, eine tiefere Botschaft an Deutschland und die Diversität, die bereits jeden Tag auf unseren Straßen gelebt wird.
#Dialogue
2 responses to “#MBFWB: What comes Next?”
[…] show itself started with Huang on the runway and you could feel the pressure behind his 1:15 minutes speech, before the models took their turn. […]
[…] #DIVERSITY […]