Kay Voges ist zurück in Berlin! Voges inszenierte hier vor vier Jahren zusammen mit dem Schauspiel Dortmund, dessen Intendant er damals war, die vielbeachtete Doppel-Uraufführung von „Die Parallelwelt“ – ein Theaterabend, der zeitgleich in zwei Städten stattfand, die über Glasfaserkabel miteinander verbunden waren. Mittlerweile ist er Intendant des Volkstheaters in Wien und inszeniert jetzt endlich wieder bei uns am Berliner Ensemble.
Er probt gerade im Großen Haus August Strindbergs „Totentanz“ und macht sich mit unseren Ensemblemitgliedern Claude De Demo und Marc Oliver Schulze sowie Gerrit Jansen vor allem auf die Suche nach dem absurden Humor in diesem weltbekanntem Urstück des Geschlechterkampfs. Und auch für nächstes Jahr ist bereits eine weitere Zusammenarbeit mit Kay Voges geplant. Jetzt aber haben Sie erstmal die Gelegenheit, einen rasanten „Totentanz“ im Großen Haus zu sehen – Premiere ist am 25. Februar!
Urstück des Geschlechterkampfes
Kennen Sie „Lost“? Eine der meist diskutiertesten MysterySerien der Nullerjahre? Auf einer Insel abseits aller Verkehrsrouten steht ein Computer, der angeblich das Ende der Welt verhindert. Das Programm kann dadurch am Laufen gehalten werden, indem alle 108 Minuten ein Code eingegeben wird. Eine Situation, die die wenigen Menschen, die dort noch leben, gefangen hält.

Was das mit „Totentanz“ zu tun hat? Für Regisseur Kay Voges ist Lost das inspirative Bindeglied zwischen Strindberg und Beckett. Gilt Strindbergs „Totentanz“ (1900) einerseits als Ur-Drama aller Beziehungsdramen, so war es zugleich Vorlage für Becketts absurdes Theater und trägt Spuren eines mystischen Symbolismus. Von Beckett her gesehen wirkt Strindbergs „Totentanz“ wie eine bösartige Komödie über die Sinnlosigkeit eines auf Rivalität und Kampf basierenden Verhältnisses zu anderen Menschen und zu der Welt – einer Welt, die so, wie wir sie kennen, nicht mehr existiert.
Eine Welt, die zu der lebensfeindlichen Umgebung geworden ist, die der Haltung entspricht, mit der man ihr begegnete. Alice und Edgar, das seit einer gefühlten Ewigkeit lustvoll um sich selbst kreisende, sich bekriegende Paar; Kurt, der Dritte im Bunde, der nicht an den Kampf als lebenswertes Prinzip glaubt, und das Endspiel eines überkommenen Beziehungsmodells: „Es ist zu Ende.“ – „Wenn es doch so wäre!“
Totentanz
Inszeniert von Kay Voges
Von August Strindberg
Regie: Kay Voges
Premiere: 25. Februar 2023
Großes Haus
Annie Ernaux‘ Roman
„Das Ereignis“ Auf der Bühne im neuen Haus
Im vergangenen Jahr erhielt Annie Ernaux als erste französische Autorin den Literaturnobelpreis. Am Samstag, 18. Februar, hat ihre Erzählung über ihren illegalen Schwangerschaftsabbruch in Frankreich im Jahr 1963 Premiere im Neuen Haus. Laura Linnenbaum inszeniert das autofiktionale Werk „Das Ereignis„, das Ernaux selbst in einem Interview als „Erinnerungsarbeit“ beschreibt, die sie zwinge, „an manchen Passagen sehr lange zu feilen, um die richtigen Worte zu finden, um das Unerträgliche auszudrücken.“


