RUDOLF HESS. DER STELLVERTRETER. EINE BIOGRAPHIE
Di 24. Oktober 19 Uhr // Topographie des Terrors // Livestream // Buchpräsentation
Rudolf Heß (1894–1987) zählte seit 1920 zu den engsten Weggefährten Hitlers. Bei dessen Putschversuch 1923 gehörte er zu den Hauptbeteiligten. Nach ihrer gemeinsamen Haft in der Festung Landsberg wurde Heß 1925 Privatsekretär des NSDAP-Vorsitzenden, der ihn nach der Machtübernahme 1933 zum „Stellvertreter des Führers“ und Reichsminister ohne Geschäftsbereich ernannte.
Heß‘ eigenmächtiger Flug nach Schottland am 11. Mai 1941, um einen Separatfrieden mit Großbritannien auszuhandeln, erwies sich als Fehlschlag und führte zu seiner Internierung. Nach dem Krieg war er einer der Angeklagten im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher des „Dritten Reichs“ und wurde wegen „Planung eines Angriffskriegs“ zu lebenslanger Haft verurteilt. Diese verbrachte er bis zu seinem Tod 1987 im Kriegsverbrechergefängnis in Berlin-Spandau, seit 1966 als einziger noch verbliebener Häftling.
Auf der Basis einer Vielzahl neuer Quellen legt Manfred Görtemaker mit seinem gerade erschienenen Buch Rudolf Heß. Der Stellvertreter (2023) eine grundlegende Biographie vor. Nachgezeichnet wird der politische Aufstieg von Heß, seine wachsende Machtfülle und sein Einfluss als „Stellvertreter des Führers“. Dargestellt und widerlegt werden aber auch die Legenden, die sich bis heute um seine Person ranken.
Manfred Görtemaker ist Professor em. für Geschichte des 19./20. Jahrhunderts an der Universität Potsdam. Zu seinen Veröffentlichungen gehören Die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Von der Gründung bis zur Gegenwart (1999), Die Geschichte Europas 1850–1918 (2002), Thomas Mann und die Politik (2005), Britain and Germany in the Twentieth Century (2006), Die Berliner Republik. Wiedervereinigung und Neuorientierung (2009) und Die Akte Rosenburg. Das Bundesministerium der Justiz und die NS-Zeit (2016, zus. mit Christoph Safferling).
Andrea Riedle ist Direktorin der Stiftung Topographie des Terrors.
Buchpräsentation und Gespräch mit Prof. Dr. Manfred Görtemaker und Dr. Andrea Riedle
Die Teilnahme ist vor Ort oder per Livestream möglich:
topographie.de/livestream
Gemeinsam mit dem C.H.Beck Verlag
MIT SCHWARZEM WINKEL IM KZ. DIE MASSENVERHAFTUNGEN DER »AKTION ARBEITSSCHEU REICH« 1938
Di 31. Oktober 19 Uhr // Topographie des Terrors // Vortrag
Vor 85 Jahren verhafteten Gestapo und Kriminalpolizei mehr als 10.000 Menschen und wiesen sie in Konzentrationslager ein. Diese Massenverhaftungen der „Aktion Arbeitsscheu Reich“ im Frühjahr und Sommer 1938 waren in ihrer systematischen und reichsweiten Form neu für die NS-Verfolgungspolitik. Sie richteten sich gegen Personen, denen Polizei sowie Arbeits- und Wohlfahrtsämter vorwarfen, Arbeitsstellen abzulehnen und nicht arbeiten zu wollen. Schon geringe Vorstrafen reichten aus, um ins Visier der Kriminalpolizei zu geraten.
Mit dieser Begründung wurden auch tausende Juden im Juni 1938 zur Zwangsarbeit in Konzentrationslager verschleppt. Über die Verschleppten ist bis heute wenig bekannt. Erst im Jahr 2020 erkannte der Bundestag sie als im Nationalsozialismus Verfolgte an. Die Forschung steht noch am Anfang. Erste systematische Studien zeigen die Wege der Verschleppten von den Verhaftungsorten durch das NS-Lagersystem. Einzelne Biografien werden in einem Ausstellungsprojekt zu im Nationalsozialismus als „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“ verfolgten Menschen erforscht (www.die-verleugneten.de).
Vortrag:
Dr. Henning Borggräfe,
Präsentation Ausstellungsprojekt:
Oliver Gaida und Friederike Pescheck,
Moderation:
Dr. Andrea Riedle
Anmeldung:
staendigekonferenz@orte-der-erinnerung.de
Eine Veranstaltung der Ständigen Konferenz der NS-Gedenkorte im Berliner Raum
IM BANN DES BÖSEN. ILSE KOCH – EIN KAPITEL DEUTSCHER GESELLSCHAFTSGESCHICHTE 1933 BIS 1970
Eine Buchpräsentation vom 12. Oktober
Ilse Koch (1906–1967) war die Ehefrau des SS-Kommandanten von Buchenwald und eine der wenigen verurteilten NS-Täterinnen. Ausgiebig berichtete die internationale Presse anlässlich der Nachkriegsrozesse gegen sie ab 1947 über die als besonders grausam geltende „Hexe von Buchenwald“.
In ihrem Buch „Im Bann des Bösen“ (2023), das sie am 12. Oktober 2023 im Gespräch mit Stephan Malinowski vorstellte, rekonstruiert Alexandra Przyrembel die unterschiedlichen Erzählungen über Ilse Koch von der Zeit des Nationalsozialismus über die Nachkriegsprozesse bis zum Suizid 1967 in der Haft. Dabei stellt sie für die Nachkriegsgesellschaften fest: Je grausamer Ilse Koch geschildert wurde, desto mehr konnten Deutsche sich von ihr distanzieren und sich selbst entschulden.
Aufzeichnungen vergangener Veranstaltungen finden Sie unter:
topographie.de/livestream.
»WIE LANGE WERDE ICH DAS AUSHALTEN?« JAN BAZUIN – TAGEBUCH EINES ZWANGSARBEITERS
Lesung und Gespräch am 19. Oktober um 19 Uhr
Jan Bazuins Tagebuch wurde erst vor kurzem entdeckt und veröffentlicht. Es führt aus jugendlicher Sicht eindringlich vor Augen, wie er Deportation und Arbeitslager in Deutschland erlebte.
Der 19-jährige Niederländer erlebt im Herbst 1944 den Hungerwinter in Rotterdam. Täglich muss er Brennmaterial und Essbares ‘organisieren’. Sein Vater droht, ihn von den Deutschen abholen zu lassen, wenn er nicht auszieht. Einziger Lichtblick ist seine Freundin Annie. Doch im Januar 1945 ändert sich alles. Jan wird zur Zwangsarbeit nach Bayern verschleppt.
Jan muss in München-Neuaubing Müll und Schnee räumen sowie Maurerarbeiten verrichten. Seine Tagebuchaufzeichnungen enden am 23. April 1945 kurz nach Jans Flucht aus dem Lager. Das Tagebuch erschien 2022 mit Illustrationen der Comic-Künstlerin Barbara Yelin.
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