Berlin, 16.05.2024 Pressemitteilung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus Tuntenhaus gerettet: Gratulation und Danke an alle Beteiligten Das Vorkaufsrecht für die Kastanienallee 86 (Tuntenhaus) kann vom Bezirk gezogen werden. Dazu erklären Katrin Schmidberger, Sprecherin für Wohnen und Mieten, und Sebastian Walter, Sprecher für Queerpolitik: „Wir sind erleichtert und freuen uns sehr für die Tunten. Denn das Tuntenhaus ist dank einer Stiftung nun gerettet, das Vorkaufsrecht konnte durch den Bezirk erfolgreich vorbereitet und nun auch gezogen werden. Nach drei Monaten des Bangens und Kämpfens hat auch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen grünes Licht gegeben. Damit kann ein Stück alternatives Berlin und eine langjährige Institution der queeren Szene gesichert werden. Ich gratuliere vor allem den aktiven Bewohner*innen, die mit buntem Protest, unerschütterlichem Glamour und Glitzer sowie hartnäckigem Engagement beharrlich für den Erhalt ihres Hauses gekämpft haben. Unzählige Demonstrationen (in Berlin und Bayern), kreative Öffentlichkeitsarbeit sowie eindringliche Appelle an die Landes- und Bezirkspolitik haben dazu geführt, dass sogar Schwarz-Rot hier das Vorkaufsrecht für das Haus in der Kastanienallee 86 befürwortet hat. Dieser Erfolg hat viele Mütter und Väter, daher danke an alle Beteiligten. Der Bezirk und die beiden Senatsverwaltungen haben erfolgreich an einem Strang gezogen und gezeigt: Da, wo ein politischer Wille ist, ist auch ein Weg, um Häuser zu retten. Aber auch die Genossenschaft Selbstbau eG und die Stiftung Edith Maryon haben von Anfang an das Haus mutig unterstützt und somit den Erfolg des Vorkaufsrechts erst ermöglicht. Das Tuntenhaus darf aber kein Einzelfall bleiben. Der Senat steht in der Pflicht, gemeinsam mit den landeseigenen Wohnungsunternehmen, den Genossenschaften, Stiftungen und anderen gemeinwohlorientierten Akteurinnen eine berlinweite Ankaufsstrategie zu entwickeln. Es muss Priorität des Senats werden, so viele wie möglich der bedrohten Häuser dem freien Markt und damit der Immobilienspekulation zu entziehen, gerade dort, wo die Verdrängung von Mieterinnen stattfindet, um diese in gemeinwohlorientierte Hand zu bringen. Denn nur ein mehrheitlich gemeinwohlorientierter Wohnungsmarkt kann zu dauerhaft stabilen Mieten und sozialen Kiezen nach Wiener Vorbild führen.“ |
Die Berliner Clubcommission unterstützt Forderungen zum Erhalt des soziokulturellen Begegnungsortes Tuntenhaus. Die Berliner Clubszene profitiert seit ihrer Entstehung von der Berliner Tuntenkultur, findet die Clubcommission – das Netzwerk der Berliner Clubkultur, sowie weitere Vetreter:innen des Bündnis 90/ die Grünen und die Linke. Ein Verkauf des Dreh- und Angelpunkts der Berliner Tuntenszene in private Hände würde eine zentrale Ader von Berlins einzigartiger Kreativkultur treffen.
Verkauf steht kurz bevor
Im Februar wurde das Tuntenhaus in der Kastanienallee 86 verkauft und seitdem ist der historische Begegnungsort für die schwule & queere Community akut gefährdet. Die aktuelle Bewohnerschaft, welche sich seit Jahren für die Rechte von Schwulen und queeren Menschen in Berlin einsetzt, befürchtet durch teure Sanierung und steigende Mieten verdrängt zu werden.
“Ohne die Tunte ist alles nichts!”
Marcel Weber, 1. Vorsitz des geschäftsführenden Vorstand der Clubcommission
Die Clubcommission unterstützt die Forderung der Bewohnerschaft nach einer Unterstützung des Berliner Senats, das Tuntenhaus in eine Genossenschaft zu überführen, um finanzielle Möglichkeiten für eine nachzuholende Instandsetzung freizugeben und die Nutzung des Vorkaufsrechts durch den Bezirk Pankow möglich zu machen.
Ebenso ruft die Clubcommission die Berliner Clubcommunity auf, sich der Forderungen des Tuntenhauses anzuschließen, ihrer Rave-Demonstration am Sonntag den 14.04. anzuschließen oder auch für den Erhalt des Begegnungsortes zu spenden.
Soziokulturelles und queeres Wohnprojekt
Die ehemalige und aktuelle Bewohnerschaft des Tuntenhauses bringt sich seit jeher mit Performances, Rave-Demos, Techno-Afterhours und nicht zuletzt ihrem weit bekannten Tuntenhaushoffest aktiv in die Gestaltung der Clubkulturlandschaft der Stadt ein.
Die Clubcommission steht für eine diverse und offene Clubkultur und der große Beitrag, den das Tuntenhaus dazu leistet, sollte nicht in Gefahr stehen.
„Die Tunte als performativer Akt gegen die Heteronorm hat einen wesentlichen Anteil an der Freiheit die wir heute in der Berliner Clubkultur erleben können.
Beim 1990 gegründeten „Tuntenhaus“ handelt es sich um das älteste queere Wohnprojekt in der Stadt. Da das Haus einen deutlichen städtebaulichen Missstand im sog. Milieuschutzgebiet aufweist, kann das Vorkaufsrecht gezogen werden. Das heißt aber auch, dass wenn das Vorkaufsrecht nicht gezogen wird, den Bewohner*innen wohl überteuerte Modernisierungen und damit Verdrängung sowie das „Aus“ des Wohnprojekts drohen.
Das „Tuntenhaus“ muss dauerhaft gesichert werden
Dazu erklären die grünen und linken Abgeordneten Katrin Schmidberger (Sprecherin für Wohnen und Mieten), Daniela Billig (Wahlkreisabgeordnete), Sebastian Walter (Sprecher für Queerpolitik), Niklas Schenker (Sprecher für Wohnen und Mieten), Elif Eralp (Vorsitzende Ausschuss Stadtentwicklung, Bauen, Wohnen) sowie Klaus Lederer (Sprecher für Queerpolitik):
„Wer die queere Vielfalt in unserer Stadt fördern und erhalten will, so jedenfalls das Bekenntnis des Regierenden Bürgermeisters bei seinem Amtsantritt, muss das Haus aus der Spekulationsspirale holen und in gemeinwohlorientierte Hand bringen. Nur so können die Bewohner*innen und das Projekt dauerhaft gesichert werden.
Der Bezirk ist stark engagiert und tut bereits alles, was an Vorbereitungen notwendig ist, um das Vorkaufsrecht zu ziehen. Jetzt muss auch der Senat seine Hausaufgaben machen und die notwendigen Gelder – Zuschuss an ein landeseigenes Wohnungsunternehmen oder die Genossenschaftsförderung – zur Verfügung stellen. Die Zeit drängt, denn die Frist für das Vorkaufsrecht läuft bereits Mitte Mai aus.
Berliner:innen in der Pflicht
Die Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke fordern deshalb in einem eingebrachten Antrag den Senat auf, den Bezirk Pankow dabei zu unterstützen, sein kommunales Vorkaufsrecht für das soziokulturelle, queere Wohnprojekt, auch bekannt als „Tuntenhaus“, in der Kastanienallee 86 auszuüben. Dieses Vorkaufsrecht soll zugunsten einer Genossenschaft, einer Stiftung oder eines landeseigenen Wohnungsunternehmens genutzt werden.
Es kann nicht sein, dass Schwarz-Rot das ohnehin stark eingeschränkte Vorkaufsrecht nicht mehr nutzen will obwohl sie sich dazu im Koalitionsvertrag bekannt haben. Durch seine Verweigerung, finanzielle Mittel bereit zu stellen, droht der Senat das Vorkaufsrecht ganz zu beerdigen.
Das wäre eine vertane Chance. Das kann sich der Mieterschutz in Berlin nicht leisten und ist angesichts der neuen erschreckenden Ergebnisse des IBB-Wohnungsmarktberichts unverantwortlich. Die mittlere Angebotsmiete in Pankow liegt bei knapp 15 Euro/qm, wobei das obere Drittel davon bereits bei 25 Euro/qm liegt.“
Über die Clubcommission:
Die Clubcommission ist das Netzwerk der Berliner Clubkultur. Sie wurde im Jahr 2001 gegründet und ist mit über 350 Mitglieder die weltweit größte Vereinigung von Clubbetreiber:innen und Veranstalter:innen. Sie unterstützt die Arbeit der Kulturunternehmer:innen durch die Optimierung der Rahmenbedingungen und die Verbesserung der Infrastruktur.
Neben vielen verschiedenen Aktivitäten wie nachhaltiger Stadtentwicklung, Schallschutz, Vermittlung zwischen Clubs, Bauherren und der Nachbarschaft, Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Nachtökonomie und der Entwicklung von Antidiskriminierungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen in Clubs, ist die Erforschung der verschiedenen Dimensionen der Clubkultur seit jeher ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit.
#Dialogue
One response to “Forderungen zum Erhalt des Tuntenhaus ”
[…] Das Tuntenhaus in der Kastanienallee 86 stand wie viele weitere, queere Institutionen und gemeinnützige Einrichtungen vor den typischen Problemen der Gentrifizierung. Aufgrund des akuten Wohnraummangels werden viele dieser kulturellen Orte durch Wohnraumüberteuerung und Spekulation aus ihren zentralen Adressen in Berlin vertrieben. Mehr dazu könnt ihr in diesem Artikel nachlesen. […]