FWR: DANIEL SCHAAL – lapidarium

Entsprechend dem Ausstellungstitel (*„Lapidarium“ = die Ansammlung der für einen Ort historisch relevanten oder sogar geweihten Skulpturen, Objekte oder Fragmente) wird der Besucher in der Feldbusch Wiesner Rudolph Galerie mitgenommen auf eine Reise prozessorientierter wie konzeptueller Werke, die ihr Narrativ in den Momentaufnahmen von Daniel Schaals beeindruckend großer medialer Vielfalt zum Ausdruck bringen.

Das geschieht beispielsweise als Malerei auf Leinwand, als singuläre wie serielle Druckgrafik auf Bütten und Kartonagen, oder es transformiert sich als frei vor der Wand schwebendes monumentales handgewebtes Textil.

die individuellen biografischen Prozesse und das Verhalten in einer konsumorientierten Gesellschaft

Schon zu seinen Studienzeiten an der UdK Berlin gewann der Künstler erste öffentliche Aufmerksamkeit aufgrund seiner Kollaboration im Performance-Duo SANDER/SCHAAL sowie durch seine faszinierenden Druckgrafiken. In der Galerie ist eine mehr als 20m messende Papierbahn über Kopfhöhe installiert und durchläuft die gesamte Länge der Ausstellungsräume.

Auf diese Weise sprengt Daniel M.E. Schaal das gewohnte Format und der Besucher kann entlang des Raum-Zeit-Kontinuums seiner Body-Performance prozessieren und daran partizipieren. Auf der nach unten gerichteten Bildseite finden sich die im Druckverfahren wiedergegebenen Texturen von Verpackungen und Kartonagen und lassen über die individuellen biografischen Prozesse und das Verhalten in einer konsumorientierten Gesellschaft reflektieren.  

“Mich faszinieren alle Materialien, die in unserem täglichen Leben zirkulieren. (…) Was wir sein wollen, was wir meiner Meinung nach bewahren wollen: Es steckt in den zahlreichen Verpackungsmaterialien, die täglich um die Welt zirkulieren. Doch der gewünschte Inhalt ist vergänglich, sein zugeschriebener Wert meist nach kürzester Zeit nicht höher als der seiner Originalverpackung.”

Daniel M.E. Schaal, 2022

Vor dem Hintergrund seiner musikalischen Ausbildung sowie seinen Erfahrungen im Bereich von Bühne und Theater kann man die künstlerischen Werke Daniel M.E. Schaals als eine Art von Inszenierung betrachten. Eine im Eingangsbereich der Galerie frei vor der Wand schwebende Tapisserie misst monumentale 3,20 m, trägt den Titel„RE_(T)“ und greift auf die Methode des Recycling getragener Kleidung zurück. Die vermeintliche Wertung von Markenklamotten geht hier auf in einem universellen Werk der Kunst, welches jegliche Differenzierung von Status und Herkunft unterläuft.  

Tatsächlich gleichen auch Schaals Malereien einem Vollgewebe basierend auf dem Geflecht feiner Linien, welche im Duktus mal dicker mal dünner wie eine Lautmalerei klingen, die im undefinierbaren Bildraum auf- und wieder abschwillt. Es ist, als verlöre sich das Auge des Betrachters in einer undurchdringlichen Matrix aus 0 und 1. Passend zum Werkserientitel: „BOAZ“ – “Beyond One And Zero”.

Strategie und Inszenierung des Akts der Wiederholung

Augenscheinlich ist das künstlerische Werk Daniel M.E. Schaals geprägt von der Strategie und Inszenierung des Akts der Wiederholung. Sei es im Ab-Druck derbselben Vorlage (z.B. der Kartonagen) oder in der Repitition der selben Form, nämlich dem Ziehen von Linien. Das Autobiographische erfährt in diesem Akt der Repitition die Verwandlung in etwas Gesellschaftlich- Verfügbares.

Über das Ritual der Wiederholung und die mehrschichtige Überlagerung desselben Motivs entspinnt sich ein symbolischer Kreislauf zwischen Werden und Vergänglichkeit, eine Reflexion über Spur und Bedeutung, über unser Handeln im öffentlichen und privaten Umfeld. Daniel M.E. Schaal ersetzt in seiner Arbeit als Künstler den persönlichen Ausdruck durch den performativen Abdruck. Und kreiiert so eine Symbiose zwischen Bild und Körper.   

Daniel Schaal

Wie in seiner Kunst so gibt es auch in der Biographie Daniel M.E. Schaals weniger einen Hauptals vielmehr eine Reihe sich kreuzender und gegenseitig durchdringender Nebenwege. So absolvierte der 1990 bei Stuttgart geborene Daniel M.E. Schaal im Sommer 2022 sein Studium der Bildenden Künste bei Prof. Valerie Favre.

Zuvor erlangte er den Bachelor im Fachbereich Theaterwissenschaften an der Ludwig Maximilians Universität München (2014), den Bachelor im Fb. Kunstwissenschaft und Kunst im Lehramt an der Humboldt Universität Berlin und der UdK Berlin (2017, 2019). In der Schulzeit lag Schaals Fokus auf der Musik und er machte ein Musikabitur mit dem Schwerpunkt Klavier. Seine langen Druckbahnen auf Papier plant der Künstler demnächst als Partitur umzuschreiben und von Musikern performen zu lassen.


ENTER: lapidarium

DANIEL SCHAAL 

JUN 09 – JUL 22, 2023
OPENING: JUN 09, 6-9 PM

#author

Contributors Avatar

#Latest

Sign in, Stay tuned with the arts!

Subscribe to our newsletter and stay informed about current exhibitions and other topics of the Berlin cultural scene. Read more about the handling of your data here.

Wie ist deine Beziehung zu Lust? Das Fotografiska lädt euch mit "The Art of Pleasure" dazu ein, an einem Abend diese und weitere Fragen zu stellen.... We are excited to announce the release of ‘MADRE’, the latest ALBUM from @godugong + @washe_vzla, set to drop on @42records. An a ethereal and inspirational album... Ein Symposium im @hamburger_bahnhof unter dem Titel „Der Westen musste nicht im Osten ankommen!“ widmet sich am Freitag 8. und Samstag 9. November 2024 den Folgen der Jahre 1989/1990 für die Kunst. Still looking for interesting artists and exhibitions in Berlin? @soycapitangallery presents some of their artists in exhibitions around the town... The new EP "Comet" by @optometrymusic, a duo composed of @johntejadaofficial and @march_adstrum , captures the theme of rebirth in the wake of tragic events. Auch wir appellieren im Namen des B'SPOQUE magazines an die Sie: der Kunstbetrieb und die Kultruretats dürfen nicht weiter gekürzt werden.

Looking for short cuts to the arts?
Follow us on Instagram for your daily dose of inspiring content.

Discover more from the B'SPOQUE magazine

Subscribe and get full access to the our curated articles, categories and highlights.