Mit dem Besuch von Wolfgang Amadeus Mozart’s wohl bekanntester Oper die Zauberflöte in der Staatsoper Unter den Linden ist für mich ein langersehnter Traum wahr geworden. Das Privileg den zauberhaften Stimmen der Sopranistinnen Victoria Randem als Prinzessin Pamina und Caroline Wettergreen in der Königin der Nacht lauschen zu dürfen, erfreute allgemein nicht nur wegen den Evergreens der Operngeschichte. Besonders deshalb, weil die Inszenierung dank der üppigen Kulissen nach dem Vorbild Carl Friedrich Schinkels etwas wahrhaft magisches und zugleich zutiefst humanistisches durch die Exposition der femininen Rollen verkörpert.
Dirigiert wurde die Staatskapelle Berlin und die Zauberflöte an diesem Abend ebenfalls von einer Frau: Gierė Šlekytė. Die in Vilnius geborene Dirigentin, leitete mit minutiöser Präzision und jeder Menge Feingefühl durch die träumerischen Melodien und wunderbaren Arien Mozarts. Verpackt in der klassizistischen Ästhetik Schinkels, erwartet die Opernbesucher*innen ein Abend voller Frauenpower und feiner, humoristischer Elemente.
Das Privileg die Kunst in ihrer Höchstform begreifen zu dürfen
Zu Beginn des Stückes wird bereits klar, dass die populärste Oper von Wolfang Amadeus Mozarts auch nach über 300 Jahren noch immer ein diverses Publikum – alt und jung – gleichermaßen bezaubert und in ihren mystischen Bann zieht. Angefangen von der Sternenkuppel, welche als Sternkristallkugel gedeutet werden kann, bis hin zum vordergründig düsteren Tempel der Weisheit Sarastros (Grigory Shkarupa), wurde Schinkels Kulisse von August Everding, Fred Berndt und mit schlichten, wie detailreichen Kostümen von Dorothée Uhrmacher zu neuem Leben erweckt.
Die fließenden Übergange der modernisierten Kulissen nach Carl Friedrich Schinkels und die transparenten Schleier, die einen Teil der Kulissen in gedämpftes Licht und changierende Effekte packten bildeten eine einfache, wenngleich einzigartige Spielfläche, die im Zusammenspiel mit der spiegelnden Bühne eine Art von Unendlichkeit abbildet. Besonders sticht heraus, dass gewisse Metaebenen wie die Gefangennahme von Pamina und ihre Befreiung, zusätzlich über gesellschaftliche Zusammenhänge Auskunft gibt und das Self-Empowerment von historisch und kategorisch unterdrückten Menschen nochmals in den Vordergrund stellt. Dass Pamina sich im Verlauf der Handlung als Retterin ihres Prinzen und nicht umgekehrt beweist, stellt eines der großen Highlights an diesem Abend dar.
Zauberhafte Stimmen und ein diverser Cast der Zauberflöte
Die Höhepunkte der Zauberflöte in der Staatsoper unter den Linden waren an diesen Abend wohl die Arien Tamino’s (Peter Sonn) “Dies Bildnis ist bezaubernd schön“ und Pamina’s „Ach, Ich fühl’s“, sowie die der Königin der Nacht „Der Hölle Rache“. Neben den bekannten Klassikern, die fast jede*r Besucher*in bekannt sein dürften, überzeugte auch der Chor von Priestern mit einer bezaubernden Version von „O Isis und Osiris“, welche in andächtiger Stimmung mit Kerzen durch die imposante Kulisse eines ägyptischen Gewölbes wanderten.
Die Arie, die des Papageno’s (Arttu Kataja) und seiner frisch verwandelten Frau (Regina Koncz) sang, wurde sogar kurzzeitig durch das Publikum mit enthusiastisches Klatschen unterbrochen, womit der Solo Part der zuckersüßen Papagena leider etwas unterging. Jedoch spricht dies für die überschwängliche Begeisterung, welche Mozart und besonders diese Inszenierung unter den Besucher*innen entfachte als die vielen Kinder der beiden Paradies Vögel die Bühne betraten.
Humor als gegenmittel zu Krisen und Krieg
Doch Berlin wäre nicht Berlin, wenn es nicht kleine Witze und humorvolle Elemente in der Inszenierung der Zauberflöte von August Everding gäbe. So witzelt der Papageno vielleicht etwas frecher über sein Leben als in anderen Inszenierungen und die Tiere wirken weniger furchterregend, was besonders den jüngeren Gästen gefallen haben dürfte. Als der Papageno zu Beginn seiner Reise mit dem Prinzen Tamino von den drei Damen (Adriane Queiroz, Ekaterina Chayka-Rubinstein, Anna Kissjudit) der Königin der Nacht für seine Lügen bestraft wurde, musste ich schmunzeln, da dieses Jahr alles andere als glorreich verlief und eine Priese Humor am Ende doch alles etwas erträglicher macht.
So endete ein Abend voller Magie und mein erster Besuch an Staatsoper Unter den Linden nach einem kurzen Spaziergang durch den Apollo Saal, ganz bürgerlich mit einer U-Bahnfahrt nach Tempelhof und betörenden Melodien, sowie beeindruckender Bilder, welche ich aus Mozart’s Zauberflöte mitnahm. Als Kunststudent mit etwas Presseerfahrung, fühlte ich mich besonders geehrt über den perfekten Blick auf die Bühne aus dem ersten Rang – natürlich auf der linken Seite des ehrwürdigen Hauses. In diesem Sinne bedanke ich mich bei der Pressestelle unter Constanze Busch und dem Team der Staatsoper für den wundervollen Abend und für die Chance, meiner Liebe zur klassischen Musik eine Möglichkeit des Ausdrucks durch Worte geben zu dürfen.
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