JMB: „MEIN DICHTEN IST WIE DYNAMIT“

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Über mehr als 19 Monate, zwischen August 1943 und April 1945, schuf der bisher unbekannte deutsch-jüdische Autor Curt Bloch in seinem Versteck in den Nieder­landen ein einzig­artiges Werk des kreativen Wider­stands: Het Onderwater-Cabaret.

Vielleicht kommen euch die Gedichte,
Die ich in eurer Sprache schrieb
In spätren Zeiten zu Gesichte
Und täten sie’s, wär mir’s recht lieb.

Curt Bloch

Curt Blochs: Het Onderwater Cabaret – Ausstellungs­vorschau

9. Feb bis 26. Mai 2024

Ort: Libeskind-Bau EG, Eric F. Ross Galerie
Lindenstraße 9–14, 10969 Berlin

Was, wann, wo?

Woche für Woche stellte Bloch ein klein­formatiges Heft mit hand­geschriebenen Gedichten in deutscher und nieder­ländischer Sprache zusammen, die sich mit der Nazi-Propaganda auseinander­setzten und eine Viel­zahl von Themen behandelten: den Verlauf des Krieges, die Lügen und Verbrechen der National­sozialisten und ihrer Kollabo­rateure, seine Situation im Versteck und das Schicksal seiner Familie, den nahenden Unter­gang und die Nieder­lage der Achsen­mächte und das Schicksal des deutschen Volkes.

Mit beißender Satire und sardonischem Witz machte sich Bloch über alle wichtigen faschistischen Führer lustig, von Hitler, Goebbels und Göring bis hin zu Mussolini und Seyß-Inquart, dem Reichs­kommissar der Nieder­lande, sowie über eine Viel­zahl ihrer Unter­gebenen und Gefolgs­leute, wobei er sich stets des Aus­maßes ihrer Gräuel­taten bewusst war.

Bloch fertigte kritische Foto­collagen aus Zeitungen und Zeitschriften

Acht Jahr­zehnte nach Entstehung und fast fünfzig Jahre nach dem Tod seines Autors, geht Curt Blochs Hoffnung nun endlich in Erfüllung und das Werk wird zum ersten Mal der Öffentlich­keit präsentiert: Die Ausstellung zeigt alle 95 Original­ausgaben von Het Onderwater-Cabaret, begleitet von Ein­blicken in die Her­stellung der Titel­seiten, die Bloch mit Foto­collagen schmückte, die er aus ihm zur Verfügung stehenden Materialien aus Zeitungen und Zeitschriften zusammen­stellte.

Audio­lesungen aus­gewählter Gedichte und eine von den Schau­spieler*innen Marina Frenk, Richard Gonlag und Mathias Schäfer inszenierte Video­performance lassen Blochs Verse lebendig werden.

Titelblatt des Magazins Het Onderwater Cabaret vom 30. August 1943 mit einer Collage von Meer und dem Kopf eines Mannes, der wie ein Taucher aussieht.
Het Onderwater-Cabaret vom 30. Aug 1943; Jüdisches Museum Berlin, Konvolut/816, Sammlung Curt Bloch, Leihgabe der Charities Aid Foundation America dank der großzügigen Unter­stützung der Familie von Curt Bloch

Neben der Präsentation weiterer Werke, die Bloch „unter Wasser“ geschrieben hat, werden auch seine Helfer*innen und Mit­streiter*innen im Versteck vor­gestellt, flankiert von Zeit­zeugen­interviews. Das gesamte Het Onderwater-Cabaret wird in digitaler Form zugänglich sein, begleitet von Transkrip­tionen.

Blochs Werke, die zur Zeit ihrer Entstehung nur einer Hand­voll Menschen bekannt waren, werden nun die Anerkennung und Wert­schätzung finden, die sie so sehr verdienen. In der heutigen Welt, in der Krieg, Des­information, Diskriminierung, Aus­grenzung und Verfolgung weit verbreitet sind, sind Blochs Werke nach wie vor von großer Bedeutung.

Titelblatt des Magazins Het Onderwater Cabaret vom 03. April 1945 mit einer rot-blauen Collage von einem Mann, der aus einer Luke rauskommt, diese aufhällt, damit ein weiterer Mann raus kann.
Het Onderwater-Cabaret vom 3. Apr 1945; Jüdisches Museum Berlin, Konvolut/816, Sammlung Curt Bloch, Leihgabe der Charities Aid Foundation America dank der groß­zügigen Unter­stützung der Familie von Curt Bloch

Informationen zur Ausstellung im Überblick

Wann: 9. Feb bis 26. Mai 2024

Eintritt: frei

Wo: Libeskind-Bau EG, Eric F. Ross Galerie
Lindenstraße 9–14, 10969 Berlin

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Jüdisches Museum Berlin
Lindenstr. 9–14
10969 Berlin

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