Entsprechend dem Ausstellungstitel (*„Lapidarium“ = die Ansammlung der für einen Ort historisch relevanten oder sogar geweihten Skulpturen, Objekte oder Fragmente) wird der Besucher in der Feldbusch Wiesner Rudolph Galerie mitgenommen auf eine Reise prozessorientierter wie konzeptueller Werke, die ihr Narrativ in den Momentaufnahmen von Daniel Schaals beeindruckend großer medialer Vielfalt zum Ausdruck bringen.
Das geschieht beispielsweise als Malerei auf Leinwand, als singuläre wie serielle Druckgrafik auf Bütten und Kartonagen, oder es transformiert sich als frei vor der Wand schwebendes monumentales handgewebtes Textil.
die individuellen biografischen Prozesse und das Verhalten in einer konsumorientierten Gesellschaft
Schon zu seinen Studienzeiten an der UdK Berlin gewann der Künstler erste öffentliche Aufmerksamkeit aufgrund seiner Kollaboration im Performance-Duo SANDER/SCHAAL sowie durch seine faszinierenden Druckgrafiken. In der Galerie ist eine mehr als 20m messende Papierbahn über Kopfhöhe installiert und durchläuft die gesamte Länge der Ausstellungsräume.
Auf diese Weise sprengt Daniel M.E. Schaal das gewohnte Format und der Besucher kann entlang des Raum-Zeit-Kontinuums seiner Body-Performance prozessieren und daran partizipieren. Auf der nach unten gerichteten Bildseite finden sich die im Druckverfahren wiedergegebenen Texturen von Verpackungen und Kartonagen und lassen über die individuellen biografischen Prozesse und das Verhalten in einer konsumorientierten Gesellschaft reflektieren.
Vor dem Hintergrund seiner musikalischen Ausbildung sowie seinen Erfahrungen im Bereich von Bühne und Theater kann man die künstlerischen Werke Daniel M.E. Schaals als eine Art von Inszenierung betrachten. Eine im Eingangsbereich der Galerie frei vor der Wand schwebende Tapisserie misst monumentale 3,20 m, trägt den Titel„RE_(T)“ und greift auf die Methode des Recycling getragener Kleidung zurück. Die vermeintliche Wertung von Markenklamotten geht hier auf in einem universellen Werk der Kunst, welches jegliche Differenzierung von Status und Herkunft unterläuft.
Tatsächlich gleichen auch Schaals Malereien einem Vollgewebe basierend auf dem Geflecht feiner Linien, welche im Duktus mal dicker mal dünner wie eine Lautmalerei klingen, die im undefinierbaren Bildraum auf- und wieder abschwillt. Es ist, als verlöre sich das Auge des Betrachters in einer undurchdringlichen Matrix aus 0 und 1. Passend zum Werkserientitel: „BOAZ“ – “Beyond One And Zero”.
Strategie und Inszenierung des Akts der Wiederholung
Augenscheinlich ist das künstlerische Werk Daniel M.E. Schaals geprägt von der Strategie und Inszenierung des Akts der Wiederholung. Sei es im Ab-Druck derbselben Vorlage (z.B. der Kartonagen) oder in der Repitition der selben Form, nämlich dem Ziehen von Linien. Das Autobiographische erfährt in diesem Akt der Repitition die Verwandlung in etwas Gesellschaftlich- Verfügbares.
Über das Ritual der Wiederholung und die mehrschichtige Überlagerung desselben Motivs entspinnt sich ein symbolischer Kreislauf zwischen Werden und Vergänglichkeit, eine Reflexion über Spur und Bedeutung, über unser Handeln im öffentlichen und privaten Umfeld. Daniel M.E. Schaal ersetzt in seiner Arbeit als Künstler den persönlichen Ausdruck durch den performativen Abdruck. Und kreiiert so eine Symbiose zwischen Bild und Körper.
Daniel Schaal
Wie in seiner Kunst so gibt es auch in der Biographie Daniel M.E. Schaals weniger einen Hauptals vielmehr eine Reihe sich kreuzender und gegenseitig durchdringender Nebenwege. So absolvierte der 1990 bei Stuttgart geborene Daniel M.E. Schaal im Sommer 2022 sein Studium der Bildenden Künste bei Prof. Valerie Favre.
Zuvor erlangte er den Bachelor im Fachbereich Theaterwissenschaften an der Ludwig Maximilians Universität München (2014), den Bachelor im Fb. Kunstwissenschaft und Kunst im Lehramt an der Humboldt Universität Berlin und der UdK Berlin (2017, 2019). In der Schulzeit lag Schaals Fokus auf der Musik und er machte ein Musikabitur mit dem Schwerpunkt Klavier. Seine langen Druckbahnen auf Papier plant der Künstler demnächst als Partitur umzuschreiben und von Musikern performen zu lassen.
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