Die sechste FASHION POSITIONS steht nun kurz bevor! Vom 12. – 15. September, wird auf das Format im Rahmen der POSITIONS Berlin Art Fair die spannende Verbindung von Mode und Kunst feiern. Das Format FASHION POSITIONS bringt 20 ausgewählte Berliner Modedesigner:innen in direkten Austausch mit der Kunstwelt. Dabei zeigt die FASHION POSITIONS, wie fließend die Grenzen zwischen den beiden Disziplinen verlaufen.
Die Ausstellung setzt ein starkes Zeichen für die Kreativität unabhängiger Designer:innen und hebt die Bedeutung Berlins als Standort für innovative Labels hervor. In dieser Mail möchten wir Ihnen fünf besondere Highlights der diesjährigen FASHION POSITIONS vorstellen.
Nadine Aurin
Fleischerhaken durchstechen Metallösen. Weiße Schürzen und weinrotes Leder, das nie wahrhaftiger weinrot war, denn es ist ein von der Designerin entwickeltes, aus Rotwein hergestelltes, biologisch abbaubares Lederimitat. In einer Kombination aus Schlachthaus-Ästhetik und ethischem Leder klafft mit Nadine Aurin-Liews Kollektion „Nutzmensch“ ein Spannungsfeld auf, mit dem sie an menschen- und tierunwürdige Verhältnisse in der Fleischindustrie aufmerksam macht. In Blutrot, Weiß und Metall vereinen die Kleidungsstücke klassische Eleganz mit etwas Brachialem.
Man wundert sich beinahe über die Reinheit der weißen Schürze, die massiven Fleischerhaken geben einen Hinweis darauf, dass wir es im Kosmos des Schlachthauses mit trügerischen weißen Westen zu tun haben. In der Inszenierung der Kollektion spielt Nadine Aurin-Liew bewusst mit diesen Gegensätzen, um die Ambivalenz der menschlichen Rolle in einem System zu beleuchten, das das Leben von Tieren und Arbeitern gleichermaßen ausbeutet.
Die Kollektion entfaltet eine irrsinnige Kraft! Sie ist laut, fordernd, aber vergisst dabei nicht, die Zartheit der Haut und des Lebens als solches zu unterstreichen. Auf der Neo-Fashion 2024 wurde der Designerin der Preis in der Kategorie Best Sustainability Concept verliehen.
Claudia Skoda
Claudia Skodas Maschen funktionieren wie ein fein gewebtes Netz, das Tradition und Moderne miteinander verknüpft. Ihre Kreationen sind mehr als nur Strick. Sie sind lebendige Skulpturen, die sich um den Körper schmiegen und ihn durchscheinen lassen. Dabei sind sie zart und doch kraftvoll in ihrer Präsenz. Inspiriert von der Berliner Subkultur der 70er- und 80er-Jahre, reflektieren ihre Designs eine ungezähmte Energie.
Skodas Arbeiten sind ein Tanz auf dem Drahtseil zwischen Eleganz und Provokation. Jedes Kleidungsstück ist ein Echo ihrer tiefen Verbindung zur Stadt und ihren kreativen Strömungen. Der Wunsch, das Bekannte zu durchbrechen und neue Formen zu erschaffen, treibt sie an – ein Wunsch, der jedem Faden ihrer Textilien anzusehen ist. Claudia Skodas ikonische Vergangenheit als Wegbereiterin der Avantgarde und Vertraute von Künstlern wie David Bowie und Iggy Pop unterstreicht die radikale Authentizität ihrer Arbeit – von damals bis heute.
MAJÈRE
Ein akustisches Gewitter zieht auf, der Wind rauscht, scheint das Meer aufzupeitschen und die Bäume herauszufordern. Eine glockenklare Stimme setzt ein, die Stimmung hellt auf. In verträumt langsamen Schritt schreiten die Models auf die Fläche, ihre Köpfe und Schultern geschmückt von Geweihen, seidigen Mega-Blumen, barfuß oder auf Hufen. MAJÈRE wurde 2023 von Ella Anaïs Fabricius gegründet. Das Label ist kreierte in Kollaboration mit den Designer:innen Alawi Harris und Luis Steigleder die neue Kollektion “UNZUCHT”, welche Tierisches mit Zartem vereint.
Mit „UNZUCHT“ interpretiert das Trio Hieronymus Boschs „Garten der Lüste“, erzählen eine Geschichte vom Paradies, das neben der Hölle existiert, das menschliche Bedürfnisse versteht, aber dennoch auf gesellschaftliche Hürden stößt. Mit Peitsche, Gefieder und Fell werden diese Hürden animalisch angefochten – und überwunden? Der Wunsch ist spürbar! Der Wunsch nach Intensität. Fahren wir die Krallen aus!
MAXIMILIAN GEDRA
Maximilian Gedras Arbeiten setzen sich kraftvoll mit Form und Material auseinander. Seine Designs und Silhouetten scheinen beinahe außerirdisch, so sehr spielen sie mit der Spannung zwischen Schwerelosigkeit und Masse, mit Feinheit und Überdimensionalem. Grenzen von Skulptur und Bekleidung lösen sich auf. Gedra lässt sich von der Architektur inspirieren, von der strukturellen Klarheit und der monumentalen Ruhe, die er mit seiner Mode überträgt.
Seine Kleidungsstücke sind tragbare Kunstwerke – minimalistisch, aber mit einer intensiven Aufmerksamkeit für Details und Proportionen. Jeder Schnitt, jede Naht zeugt von einem tiefen Verständnis für Raum und Körper, während die Materialien in ihren puren, ungeschmückten Zuständen eine rohe Eleganz vermitteln. Gedras Kollektionen erzählen leise Geschichten von Ordnung und Chaos, von Balance und Bruch und laden Träger:innen ein, Teil dieser Erzählung zu werden.
STEFAN UHR
Ein dumpfer Herzschlag, die Atmosphäre ist gespannt, das Licht wirkt wie ein flackernder Puls, der die Modelle in ein Wechselspiel aus Licht und Schatten taucht. Stefan Uhr verarbeitet in seiner AW24-Kollektion „Atra Vena“ nicht nur textile Formen, sondern auch tief verwurzelte Ängste. Als Preisträger des FASH Awards setzt sich der Designer mit seiner genetisch bedingten Hypercholesterinämie auseinander – einer Krankheit, die er von seinem Vater geerbt hat und die ihn ständig mit der Angst vor verstopften Adern, Schlaganfällen und Herzinfarkten konfrontiert.
Diese Angst, die ein beständiges Stechen in der Brust verursacht, überträgt Uhr in seine Designs, die wie ein dichtes Geflecht aus dunklen Adern wirken. Mit einer Art „Rehearsal Therapie“ transformiert Uhr Albträume in seine Kleidung – die bösen Szenen werden gestrichen und durch kraftvolle, positive Formen ersetzt. In „Atra Vena“ vereint sich die rohe, fast beängstigende Energie des Unbewussten mit einer zarten, fast therapeutischen Ästhetik. Jeder Stoff, jede Naht erzählt von der dunklen Tiefe menschlicher Ängste und dem mutigen Versuch, diese zu überwinden.
Seine FASHION POSITIONS-Installation „Abdemon / Uhrangst“ löst sich vom Thema des Albtraums und geht stärker auf den Aspekt des medizinischen Traumas und der heilenden Wirkung des kreativen Prozesses ein und ist als Teaser für seine kommende Kollektion zu verstehen. Mit seinen Kollektionen schafft Uhr nicht nur Mode, sondern auch ein textiles Manifest gegen die lähmende Macht der Angst.
FASHION POSITIONS
12. – 15. September 2024
Flughafen Tempelhof
Hangar 6 – 7
im Rahmen der
POSITIONS Berlin Art Fair
Öffnungszeiten
Freitag, 13. September 2024
12 – 14 Uhr VIP Hours
14 – 20 Uhr Reguläre Öffnungszeiten
Samstag, 14. September 2024
11 – 19 Reguläre Öffnungszeiten
Sonntag, 15. September 2024
11 – 18 Uhr Reguläre Öffnungszeiten
Eintritt
Regulär 20 Euro
Ermäßigt 10 Euro
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren haben freien Eintritt.
Text von: Maurice Braatz und Lara Brörken
Header Image: #DAMUR, Courtesy of the Designer
Mit freundlicher Unterstützung durch die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe
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