Buchrezension: Maureen Duffy – Kind der Liebe

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2 minutes

Ein Sommer voller Spannungen

Maureen Duffys neuer Roman Kind der Liebe, erschienen im Mai 2025 beim Reclam Verlag, ist ein atmosphärisch dichter Coming-of-Age-Roman, der sich über die sommerliche Kulisse einer italienischen Villa erstreckt und dabei ein ebenso glühendes wie gefährliches Geflecht aus familiärer Nähe, Eifersucht und sexueller Erwachung spinnt.

Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive von Kit, einem etwa 15-jährigen Teenager, der gemeinsam mit seiner Mutter in den Urlaub fährt. Dort begegnet Kit dem attraktiven Aias, mit dem die Mutter eine Affäre beginnt – und damit ungewollt Kits emotionale Welt erschüttert.


Die große Frage: Wer ist Kit?

Eine der auffälligsten Besonderheiten des Romans ist die konsequent uneindeutige Darstellung der Hauptfigur. Maureen Duffy spielt raffiniert mit Geschlechteridentität und Rollenbildern, ohne je explizit zu machen, ob Kit ein Junge oder ein Mädchen ist – eine Entscheidung, die das Buch in Zeiten geschlechtlicher Selbstbestimmung aktueller denn je macht. Die Leser:innen werden eingeladen, ihre eigenen Zuschreibungen zu hinterfragen und sich auf ein Erzählen einzulassen, das jenseits binärer Kategorien funktioniert.


Eifersucht, Rache und Tragik

Als Kits Eifersucht auf Aias wächst, entwickelt sich aus dem Urlaubsidyll eine dunkle Spannung. Kit fühlt sich übersehen, zurückgesetzt – und beginnt, subtil und später offen gegen Aias zu intrigieren. Es kommt zu einer Art psychologischem Duell, das sich zwischen Beobachtung, Täuschung und Rückzug entfaltet. Die Handlung kulminiert schließlich in einem dramatischen Wendepunkt, dessen Tragik die komplexe emotionale Dynamik zwischen den Figuren offenlegt.


Literarische Eleganz und intertextuelle Tiefe

Duffys Stil ist klar, sinnlich und dennoch voller Andeutungen – jede Szene atmet Bedeutung. Der Vergleich mit Françoise Sagans Bonjour Tristesse drängt sich auf, doch Kind der Liebe steht als modernes Werk für sich: philosophisch aufgeladen, subtil konstruiert und mit einer Erzählsprache, die gleichermaßen beobachtend wie poetisch ist. In der deutschen Übersetzung von Katharina Herzberger bleibt dieser Ton wunderbar erhalten.


Fazit: Ein kleines Meisterwerk der sanften Töne

Kind der Liebe ist ein psychologisch kluger, fein gesponnener Roman über das Aufwachsen, über ambivalente Gefühle, über Begehren und die Sehnsucht nach Nähe. Es ist ein Buch, das sich jeder Eindeutigkeit verweigert – und genau darin liegt seine Stärke. Wer literarische Romane mit Tiefe und moderner Perspektive auf Identität liebt, wird an diesem Werk viel Freude haben. Ein Geheimtipp für Leser:innen, die gerne zwischen den Zeilen lesen. Zum Buch

Roman
Deutsche Erstausgabe
Übers. von Katharina Herzberger
Nachw. von Miku Sophie Kühmel
Geb. Format 13,5 × 21,5 cm
240 S.
Erscheint am 14. Mai 2025
ISBN: 978-3-15-011517-6

Details

25,00 €

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