In seiner fünften Ausgabe richtet der TAG DER CLUBKULTUR unter dem Motto “Beyond Tomorrow: Remaining Hopeful in Chaos” den Blick auf clubkulturelle Räume als Orte der Kraft, der Überwindung von Grenzen und der Imagination einer besseren Zukunft. 40 Clubs und Kollektive werden für ihre herausragende kulturelle Arbeit in Berlin ausgezeichnet. Sie präsentieren als Teil der interdisziplinären Clubkultur Festivalwoche vom 3. bis 10. Oktober 2024 exklusive Veranstaltungen in der ganzen Stadt.
Zum ersten Mal werden in diesem Jahr auch drei Nachwuchspreise an junge Akteure der Berliner Clubszene vergeben sowie eine Ehrenauszeichnung für außerordentliches persönliches Engagement für die Berliner Clubkultur. Ab dem 26. Juni können sich wieder alle Berliner Clubs und Kollektive auf die Auszeichnung bewerben.
Berlin ist berühmt für seine einzigartige und diverse Clubkultur und ist Pionierin im Hinblick auf die Anerkennung und Unterstützung ebendieser. Der TAG DER CLUBKULTUR hat sich als Kulturpreis etabliert und kann nun im fünften Jahr in Folge von der Berliner Clubcommission e.V. durchgeführt werden. Unterstützt wird das Projekt durch die Förderung des Senats für Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie dem Musicboard Berlin
Pandemie, Inflation, Gentrifizierung…
Zur Hauptstadt der Club- und Subkulturen mit weltweiter Strahlkraft wurde Berlin dank jener Menschen, die mutig und unkonventionell genug sind, ihren Traum von Freiheit und Kreativität zu leben und hier Raum dafür fanden.
Durch wachsende Herausforderungen wie Pandemie, Inflation, Gentrifizierung, Klimawandel, globale Krisen, Kriege und schwindende Freiräume sowie das Erstarken rechter Kräfte und Bewegungen verschärfen sich die Bedingungen für den Erhalt einer diversen und inklusiven Clubkultur. Was einst als Ausnahmezustand galt, ist zur dauerhaften Realität geworden. Berlin`s clubkulturelle Akteur:innen versuchen jedoch weiterhin, neue Programme, Räume und Communities zu gestalten.
Existenzängste und Herausforderungen rücken nachhaltige Ansätze für Austausch, Kollaboration und eine gemeinsame Vision für die Berliner Clubkultur der Zukunft in den Hintergrund. Clubkultur ermöglicht echten Kontakt und Begegnung zwischen Menschen und Communities, Genres und Disziplinen. Doch unsere heutige politische Gegenwart ist geprägt von Chaos, Polarisierung und einer voranschreitenden Spaltung der Gesellschaft. Trotz allem bleibt die Clubkultur ein Zufluchtsort für viele Menschen, die Gemeinschaft suchen oder schaffen wollen.
Beyond Tomorrow: Remaining Hopeful in Chaos
Unter dem Motto “Beyond Tomorrow: Remaining Hopeful in Chaos” betont der TAG DER CLUBKULTUR die Kraft der Clubkultur, Zufluchtsorte zu beleben. Wie gestalten Clubs und Kollektive Räume, die gemeinschaftliche Werte und kreativen Austausch ermöglichen? Welche mutigen und lebendigen Konzepte setzen Veränderungen in Gang und überwinden Genres, Grenzen und Normen? Welche Orte geben Kraft und Ruhe in einer von Polykrisen geprägten Realität? Und welche Praktiken fokussieren auf Verbindendes statt Trennendes? Wie kann Clubkultur in herausfordernden Zeiten Hoffnung geben? Diese Fragen und eine Reflektion ihrer Arbeit beschäftigen die Bewerbenden dieses Jahr.
Auf die Auszeichnung im Rahmen des TAG DER CLUBKULTUR können sich vom 26. Juni bis 21. Juli 2024 alle Berliner Clubs und clubkulturelle Kollektive sowie Musikspielstätten mit clubkulturellem Programm bewerben. Von den eingegangenen Bewerbungen werden insgesamt 40 Berliner Clubs und Kollektive mit einem Kulturpreis in Höhe von 10.000 Euro für ihr bisheriges kulturelles Schaffen ausgezeichnet, die in herausragender Weise Programme, Räume oder Communities für die Clubkultur der Stadt gestalten.
Der Newcomer-Preis
Zusätzlich werden in diesem Jahr zum ersten Mal aus allen Bewerber:innen drei herausragende Nachwuchstalente ausgewählt, die mit einem Newcomer-Preis in Höhe von jeweils 5.000 Euro ausgezeichnet werden.
Darüber hinaus wird die Berliner Clubszene seit jeher von Personen geprägt, die sich in besonderem Maße für die Clubkultur engagieren und damit über die Szene hinaus bedeutende Impulse für den kulturellen und sozialen Wandel der Hauptstadt gegeben haben. Um dieses Engagement zu würdigen, wird dieses Jahr zum ersten Mal ein Ehrenpreis in Höhe von 5.000 Euro an eine besondere Persönlichkeit der Berliner Clubkultur vergeben.
Dafür wird es im Sommer 2024 einen öffentlichen Aufruf an die Berliner Club Community und die Stadtgesellschaft geben, Vorschläge für auszeichnende Personen einzureichen.
Über die Vergabe aller Preise entscheidet ein unabhängiges Kuratorium bestehend aus fünf Mitgliedern. Sie alle bringen die unterschiedliche clubkulturelle Disziplinen, Professionen und Erfahrungshintergründe zusammen und bringen aufgrund ihres einzigartigen Wirkens in Berlin eine besondere Expertise und Blickwinkel auf die Berliner Clubkultur mit ein.
In diesem Jahr besteht das Kuratorium aus:
Chinwe Nnajiuba aka Juba, Gizem Adiyaman aka Meg10, Mark Reeder, Tal Se und Haidar Darvish aka The Darvish.
Die Ausgezeichneten des diesjährigen TAG DER CLUBKULTUR werden im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung am 5. September 2024 bekanntgegeben.
Ziel des TAG DER CLUBKULTUR ist es, die kulturelle Bedeutung clubkultureller Akteure für die Stadt Berlin zu wertschätzen. Dieser Tag soll die vielfältige, interdisziplinäre, nachhaltige und progressive Clubkultur würdigen, sichtbarer zu machen und fördern. Entsprechend berücksichtigt das Kuratorium neben dem programmatischen Profil der Clubs und Kollektive, sowie ihrer Bedeutung für die Szene und die Qualität ihrer bisherigen Arbeit, auch entsprechende übergeordnete Kriterien. Diese beinhalten z.B. die Förderung von Nachwuchs, Diversität und Awareness, Innovation, Kollaboration, Nachhaltigkeit und mehr.
Als das Festival der Berliner Clubs und Kollektive präsentiert der TAG DER CLUBKULTUR vom 3. bis 10. Oktober 2023 in der gesamten Stadt die unterschiedlichsten Veranstaltungsformaten der diesjährigen Preisträger:innen.
Von Clubnächten über Konzerte, Performances und Ausstellungen bis hin zu Talks und Workshops wird hier das einzigartige Facettenreichtum der Berliner Clubszene gefeiert. Zudem werden auch kleinere Projekte für die gesamte Stadtgesellschaft sichtbar und zugänglich gemacht. Neben den Ausgezeichneten sind ausdrücklich auch Clubs und Kollektive, die dieses Jahr nicht ausgezeichnet wurden oder sich nicht beworben haben, eingeladen, mit ihren eigenen Veranstaltungen Teil der Festivalwoche zu werden. Hier geht’s zur Bewerbung.
Kuratorium TAG DER CLUBKULTUR 2024:
JUBA (sie/ihr)
…ist regelmäßige Moderatorin bei Berlins Cashmere Radio, Kernmitglied des Londoner Boko! Boko! Kollektivs und Schöpferin der Assurance-Dokumentation und des dazugehörigen Podcasts. Sie nutzt ihre Plattformen, um einerseits ihre Fähigkeiten als DJ zu präsentieren und sozio-politische Themen in der Musikwelt zu beleuchten.
Als Kind der nigerianischen Diaspora im Vereinigten Königreich zollt Juba seit 2016 ihrer Herkunft musikalischen Tribut. Juba präsentiert Musik aus Afrika und der afrikanischen Diaspora und vereint diese mit anderen elektronischen Musikstilen.
Mark Reeder
(er/ihm)
…ist ein Musiker, Produzent, DJ, Filmemacher und Musik-Enthusiast aus Manchester, der vor 45 Jahren nach West-Berlin kam. Heute ist er eine Legende des Undergrounds. Seit 1978 in Berlin, arbeitete er für Joy Division und Factory Records. Zudem war er Mitglied der Synthpop-Bands The Unknown und Shark Vegas.
In den frühen 80er Jahren produzierte er Malaria! und organisierte geheime Underground-Punk-Konzerte in Budapest und Prag, unter STASI-Überwachung. 1990 gründete er MFS (Masterminded For Success), das erste unabhängige elektronische Musiklabel im Ost-Berlin der Nachwendezeit. Reeder und seine Weggefährten prägten den Sound Berlins und seinen Ruf als “Stadt der Subkulturen”.
MEG10
(sie/ihr)
…ist eine Berliner DJ, Veranstalterin und Moderatorin, die Hoe_mies gegründet hat, die meistdiskutierte femme-fokussierte Clubnacht Deutschlands. Durch Hoe_mies hat sie eine neue Generation weiblicher und gender-minoritärer DJs gefördert und die Berliner Clubszene sensibilisiert.
Bis 2019 war Gizem als politische Bildnerin tätig und hielt Workshops zu Rassismus und Sexismus an Berliner Schulen. Mit ihrem genreübergreifenden Sound aus Rap und elektronischer Musik, sowie ihrem feministischen Engagement schafft Meg10 seit sieben Jahren eine inklusivere Clubszene für Frauen und queere Menschen in Deutschland
Tal Se
(sie/they/them)
…ist Bookerin, Labelgründerin, Türsteherin und ein aktiver Teil der queeren Partyszene Berlins. Als Türsteherin hat Tal auf nahezu allen queeren Partys und vor fast allen Clubs der Stadt gearbeitet. In ihrer Rolle als queere trans-femme Person setzt sich Tal intensiv mit den Themen Sicherheit, Awareness und Inklusion im Nachtleben auseinander.
Darüber hinaus ist Tal Se als Bookerin tätig und hat das queere Label ´DURCH gegründet, welches sich der Förderung queerer Künstler*innen widmet. Derzeit ist Tal Se mit der queeren Party ´Ooze verbunden, die zwischen Berlin und Stockholm stattfindet. Mit einem tiefen Verständnis für die unterschiedlichen Bedürfnisse der queeren Community arbeitet sie bei ´SONAR – Safer Nightlife Berlin`. SONAR ist ein Projekt, dass sich für sicheres Clubbing, bewussten Drogenkonsum und Schadensminderung einsetzt
The Darvish
(they/them)
…ist ein:e nicht-binäre:r syrische:r Tänzer:in und Organisator:in von clubkulturellen Veranstaltungen und Performance-Partys. Nachdem The Darvish 2016 nach Berlin eingewandert ist, begann The Darvish damit, Geschlechtsidentitäten und künstlerische Ausdrucksformen zu erforschen und die Beziehung zwischen sozialen Grenzen und Performance-Kunst zu hinterfragen.
Gemeinsam mit der israelischen Drag-Künstlerin Judy Ladivina organisiert The Darvish die queere Partyreihe „Yalla Hafla“, um das Stigma von Geflüchteten, Arabs und Juden zu brechen. Daneben engagiert sich The Darvish bei Veranstaltungsreihen wie „Queens against borders“Solidaritätspartys, um Geld für die Gesundheitsversorgung von trans und nicht-binären Personen zu sammeln.
Über den TAG DER CLUBKULTUR:
Der TAG DER CLUBKULTUR wurde 2020 von der Clubcommission, der Senatsverwaltung für Kultur und Europa und dem Musicboard Berlin ins Leben gerufen. Er wird heute von der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie dem Musicboard Berlin gefördert. Ursprünglich als Lebenszeichen der Berliner Clubs in existenzbedrohenden Zeiten konzipiert, hat sich der TAG DER CLUBKULTUR inzwischen zu einem etablierten Kulturpreis und Festival entwickelt, mit dem jährlich das kulturelle und künstlerische Engagement der Berliner Clubs und Kollektive ausgezeichnet wird.
Lutz Leichsenring
Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands – Clubcommission e.V
Header Image: AURORA © TURBULENCE BERLIN; Text: Copyright © *2024 *CLUBCOMMISSION e.V.*, All rights reserved.
You must be logged in to post a comment.