Wie nachhaltig ist Fischleder in der Mode – eine Kritik

Fischleder in der Mode erfreut sich seit Jahren bereits an wachsender Beliebtheit. Häuser wie Prada, Christian Dior, Louis Vuitton oder Ferragamo haben das ozeanische Leder bereits in ihren Designs verwendet. Stellt sich dann die Frage: Woher kommt der Hype? Und wird das Material dem Gerecht?

THE BENEFITS 

Das Material findet gerne Verwendung weil es nach seiner Verarbeitung sehr Geruchsneutral agiert. Zu dem fasst es sich sehr weich an, was besonders den höher preisgeben Luxury Goods zu Gute kommt. Aufgrund dieser Eigenschaften kommt Fischleder besonders für Kleidung Schuhe, Gürtel, Taschen, Geldbörsen, etc… in Frage. Das Lachsleder findet hier besonders häufig Verwendung.  Dabei wird die Haut des Lachses, welche sonst als Abfall diente zu einem hochwertigen Leder gegerbt.

CORPORATE EXAMPLES 

Die Frage wie man den „Abfall“ verwerten kann war der Startschuss der Verwendung von dem Fischleder beim Bayerischen Unternehmen Laschender GmbH in Bischofsmais. Dieses Unternehmen existiert seit den 80er Jahren als Forellen und Lachsräucherei. Nun gehört das Unternehmen zu dem größten Räucherlachs Hersteller Weltweit.

THE ROOTS OF IT ALL 

Der Geschäftsführer fragte sich wie man was Sinnvolles aus dem Abfall machen könnte und stieß dabei auf das Mandschurische Volk der Nanai- welche im Osten Sibiriens am Unterlauf des Flusses Amur lebt. Das Volk häutet seit Jahrtausenden Fischhäute, wusch sie, vernäht sie anschließend und erstellt daraus Kleidung. Das strapazierfähige Leder findet bei den Fischern Verwendung in Booten, Zelten, aber auch der Taschen und Schmuckherstellung, sowie bei der Fertigung religiöser Objekte .Lachsleder ist also keine neue Idee. eher eine Wiederentdeckung einer alten Handwerkskunst.

IMPLEMENTATION IN THE WORLD OF FASHION 

In der Luxusbranche wird das Fischleder dabei veredelt und 100% chromfrei gegerbt. Pigmentierung und das Natürliche Aussehen der Haut bleiben nach Gerbung und Färbung in den verschiedenen Farben erhalten.

THE PROCESS

Um den Charakteristischen Fischgeruch zu eliminieren wird bei der Gerbung alles an Eiweiß durch das Äschern eliminiert. Bei diesem Prozess wandert die Haut vorher in eine Salzlake, bis sie danach auf einem Wagen mit Kunststoffplatten gewaschen und 6 Stunden bei 30 grad getrocknet geschert, gebügelt, gewalzt und lackiert wird.

Lachsleder kann hier also als Ökologisch, Nachhaltige Alternative zu anderen exotischen Lederarten wie beispielsweise Alligatorenleder gelten, da keine Tiere der Haut wegen gezüchtet werden. Die Haut wird nämlich als Nebenprodukt statt entsorgt, weiter verwertet.

Bei der Auswahl von den Lachshäuten ist, wenn man besonders den Nachhaltigkeitsaspekt einhalten will- besonders wichtig, dass hier ausschließlich Tiere verwendet werden, die aus Bio Lachsfarmen entstammen und eine Artgerechte Haltung sicherstellen. Speziell für Fischleder gibt es noch keine Fischfarmen. Wenn Bedarf jedoch steigt, mag sich das ändern .

IS EVERYTHING REALLY AS PERFECT AS IT SEAMS?

Well.. no. In der Mode und  Luxusbranche wird oft die Fischhaut von Rochen verwendet, da deren Körperumfang eine größere Hautfläche bietet. Diese Rochenhaut wird dann in das sogenannte „Galuchat“ verarbeitet. Auch als Rochenleder bekannt, ist ein luxuriöses Material, das aus der Haut von Rochen oder Haien hergestellt wird. Es zeichnet sich durch seine charakteristische körnige Textur aus, die durch die kleinen, perlenartigen Knötchen auf der Haut entsteht. Bei der Herstellung werden oft intensive Chemikalien genutzt um die Fischhaut von den Proteinen zu befreien und den charakteristischen Fischgeruch zu entfernen.

Viele der Fische, von denen die Haut abgezogen wird, stammen aus Aquakulturen. Das sind industrielle Farmen wie beispielsweise Lachszuchten- bei denen teilweise Tausende Fische unter unhygienischen, nicht artgerechten Bedingungen gehalten werden. Andere Fische wie Haie, Thunfische oder der Kabeljau werden durch die Industrielle Fischerei aus dem Meer gerissen. Sobald die Nachfrage des Fischleders für die Modeindustrie den Abfall der verwendbaren Häute übersteigt, wird dies die Fischerei nur noch weiter ankurbeln.

IT DOESNT GET BETTER HERE…

Vor allem Haifischleder auch „Boroso“ genannt – welches aus dem Perlhai gewonnen wird, und das Aalleder gelten in der Luxusindustrie als besonders begehrt. Dies sind aber zwei weitere sehr in ihren Beständen bedrohte Tierarten. 

Verwertung aller Materialien, eigentlich ein guter Gedanke… Image via AI.

Island Leder wird besonders in der Modeindustrie als Naturprodukt beworben – hier werden aber Kalbs und Fischleder vermischt, eine besonders vom Greenwashing betroffene Sparte. Zudem darf man den allgemein hohen Materialverbrauch nicht unterschätzen, welcher bei der Verwendung von Fischleder auftritt. Für einen Schuh aus Barschleder benötigt man beispielsweise die Haut von vier Tieren.

It’s a shark tank out there.

Produzenten von Fischleder werben damit, dass sie einen Beitrag zum Artenschutz leisten, da sie dafür keine Reptilienarten töten, sie verwerten lediglich das, was sowieso in den Abfall gelangen würde. Jedoch werden des Menschlichen Konsums wegen Fische in Aquakulturen gezüchtet und im Nachhinein getötet. Besonders Galuchat Leder ist verwerflich, da dieses Leder aus den Häuten von bedrohten Tierarten hergestellt wird.

Der Bestand von Haiarten ist in vergangenen Jahren um bis zu 90 Prozent zurückgegangen. Luxusmarken wenden diese Lederarten oft an, um Uhrenarmbänder zu produzieren. Sie werden teilweise auch gezielt wegen ihres Leders gejagt.

Tiere sterben letzten Endes für das Leder, viele Fischarten sind in ihren Beständen bereits erschöpft. Außerdem ist es wichtig zu erwähnen, dass bisweilen nicht jede Fischerei nachhaltig arbeitet. Tiere aus Aquakulturen zum Beispiel leiden oft an Parasiten. Um dies nicht zu fördern muss daher allgemein weniger Fisch konsumiert werden. Wird Fischleder dann aber immer beliebter feuert es nur den weiteren Fischfang an.

To buy or not to buy?

Fischleder KANN eine bessere Alternative zu herkömmlichen Leder sein, besonders im Vergleich zu Reptilienleder von Alligatoren. Prämisse das Gleichgewicht zu halten ist, dass es sich nicht um Galuchat Leder handelt- welches von Aussterbenden Hai und Rochen gewonnen wird. Fakt ist, dass wir die traditionelle Verwertung der Fischhaut als Nebenprodukt wie es die mandschurischen Völker der Nanai tun, als nachhaltig betrachten können. Stellt sich jedoch die Frage, wie Industrie diese Tradition in der Herstellung implementieren? 

Auch bei der Gerbung kann sich entscheiden, ob das Fischleder letzten Endes nachhaltiger ist als herkömmliches Leder. Werden im Gerbungsprozess beispielsweise Prozesse wie Scherung in der Salzlake verwendet ist es Nachhaltiger als wenn intensive Chemikalien verwendet werden.

Um einen Reality Check zu wahren, muss auch hier wieder kritisch hinterfragt werden, wie wahrscheinlich es sein mag, dass in der schnell ändernden Modeindustrie die Produktionsstätte auf den langsamen Äscherungsprozess in der Salzlake setzen, statt es aus produktionstechnischer Sicht effektiveren und schnelleren Art mit aggressiveren Chemikalien voll zu ziehen? 

Reuse, Repurpose, Recycle.

Fischleder hat nun mal eben diesen Charakteristisch strengen Geruch, was den Proteine auf der Haut geschuldet ist. Diese Gerüche müssen auf das minimalste reduziert werden, was besonders im Luxussegment der Mode nachvollziehbar ist. Hier können Konsument:innen, um eine null Toleranz bei der Nachweisbarkeit dieser Rückstände zu gewährleisten, sehr wahrscheinlich eher die von Chemikalien belastende Alternative der Gerbung ausgehen.

Der komplette Verzicht von tierischen Produkten und das Umsteigen auf alternative Leder Ersatzprodukte (Vegan Leather) ist die deutlich nachhaltigere Variante. Andererseits kann das Nutzen der Fischhaut als Nebenprodukt, ein guter Teil für die Circular Economy sein- bei dem ALLES an Materialien verwendet, repariert und repurposed wird. Die 3 R’s sind auch hier ausschlaggebend. 

Gökmen Akirmak Avatar

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