Summary
Die Volksbühne zeigt mit “Der Schnittchenkauf”, der Uraufführung von “Mama Mega” und Billy Bultheels “A Short History of Decay” spannende Stücke im Dezember. Zudem gibt es Buchtips, eine neue Gesprächsreihe und weitere Highlights auf der Bühne zu entdecken.
Uraufführung: Mama Mega
Mama Mega von Ava Tabita Yul ist Mama
NoSings neues Theaterstück, das nun in der Regie von Isabelle Redfern zur Uraufführung kommt. Marlis wird beim Zocken im Bad erwischt, wo sie sich vor den Kindern versteckt hat. Liv träumt unentwegt, dass ihre Tochter stirbt.
Beide Mütter landen bei der unkonventionellen Psychologin Dr. Wu, die sie aus therapeutischen Zwecken mit dem Franchise Mama Mega bekannt macht, einer Spiele-Reihe, die für jede Mutter etwas zu bieten hat: Die Titelheldin Mama Mega ist mal als mehrfache Mutter, mal als Single Mom, mal im Vorstadtidyll oder bei Zombies unterwegs. Da können sich Marlis und Liv Einiges für den Alltag abschauen.
Superheldin Mama Mega hat alles im Griff, auch wenn sie hierfür gnadenlos Tabus und Erziehungsregeln bricht. MING, Ute Pliestermann, Isabelle Redfern und Sylvana Seddig balancieren zwischen Mental Load, postpartaler Depression und Gaming in MamaNoSings Tanz-Musik-Theaterabend.
Uraufführung: Der Schnittchenkauf
Der “Schnittchenkauf” jetzt also: Das ist die Illusion, die mich an eurem Theater interessiert. Und da könnte ein anti-illusionistisches Theater ansetzen. Es müsste sich damit auseinandersetzen, dass wir einen Zuschauer vor Augen haben, der der Inszenierung folgt, und dem, was die Theaterkünstler dort hergestellt haben, es aber sein könnte, dass dieser Zuschauer nicht mehr existiert. Auch nicht in einem vollbesetzten Haus.
Das Buch Der Schnittchenkauf 2011-2012 von René Pollesch erschien anlässlich der Ausstellung René Pollesch: Der Dialog ist ein unverständlicher Klassiker, die vom 16. Dezember 2011 bis 04. Februar 2012 in der Galerie Buchholz stattfand und wird nun Gegenstand der Inszenierung mit Kathrin Angerer, Franz Beil, Rosa Lembeck, Milan Peschel und Martin Wuttke im Bühnenbild von Leonard Neumann und Kostümen von Tabea Braun.
Uraufführung am 12. Dezember, weitere Vorstellungen am 14. und 22. Dezember.
Die Uraufführung findet am 19. Dezember im 3. Stock der Volksbühne statt, weitere Vorstellungen am 20. und 21. Dezember.
EEXXOO: Billy Bultheels – A Short History of Decay
Am 19. Dezember bespielt in der Reihe EEXXOO Billy Bultheel den Theaterraum der Volksbühne: Bultheels experimentelle Kompositionen verbinden zeitgenössische Musik mit mittelalterlicher und Renaissance-Polyphonie und schaffen Performances, in denen Musiker:innen mit Architektur, Skulpturen und eigens gefertigten Instrumenten interagieren.
Sein neuestes Werk, A Short History of Decay, ist inspiriert vom gleichnamigen Buch des rumänischen Existentialisten Emil M. Cioran von 1949, einer Sammlung düsterer Aphorismen zu Themen wie Fanatismus, Religion und dem Wesen des Fortschritts. Für Bultheel rahmen diese Themen eine tiefe historische Untersuchung.
A Short History of Decay wird von einem Ensemble aus fünf Musiker:innen aufgeführt: Caleb Salgado am Bass und Adam Sinclaire an der Flöte, Sopranistin Hannah Endrulat und Cellistin Chloe Lula. Andrea D’Arsie unterstützt Bultheel mit Elektronik, und Andrea Belosi (TOR Studio) als Szenograf.
Die Veranstaltungsserie EEXXOO geht neue Wege der musikalischen Erfahrung und sieht Sound, Performance und Architektur als gleichwertige Parameter. Bei A Short History of Decay ist das Publikum eingeladen, sich den Theaterraum neu zu erschließen.
Repertoire
Isabelle Redferns und Katharina Stolls Tschechow-Überschreibung Sistas! spielt am 16. Dezember auf der Vorbühne.
Die Farce Method von Kata Wéber in der Regie von Kornél Mundruczó mit Soma Boronkay, Maximilian Brauer, Benny Claessens, Ann Göbel, Sir Henry, Johanna Wokalek und Martin Wuttke spielt am 17. Dezember.
Am 18. Dezember spielen Inga Busch, Benny Claessens, Christine Groß und Sophie Rois das Stück von René Pollesch: Mein Gott, Herr Pfarrer!
Mit ja nichts ist ok am 15. und 26. Dezember und Geht es dir gut? am 20. Dezember sind zwei Stücke von René Pollesch und Fabian Hinrichs zu sehen.
Fantômas von René Pollesch mit Kathrin Angerer, Campbell Caspary, Benny Claessens, Sonja Weißer und Martin Wuttke läuft am 21. Dezember, The Hunger von Constanza Macras/DorkyPark spielt am 23. Dezember.
Am 24. Dezember lädt Wladimir Kaminer zu Kaminers Weihnachten auf der Großen Bühne, im Anschluss daran zur Russendisko gegen den Krieg im Roten Salon.
Kathrin Angerer, Marie Rosa Tietjen und Martin Wuttke spielen am 25. Dezember Ich weiß nicht, was ein Ort ist, ich kenne nur seinen Preis (Manzini-Studien) von René Pollesch.
JUICE von und mit River Roux läuft am 28. und 29. Dezember im Roten Salon.
zweikommasieben #29
zweikommasieben feiert 29. Magazinrelease: am 14. Dezember im Roten Salon, mit Poser und Milyma. Seit über zehn Jahren widmet sich das Schweizer Musikmagazin der Dokumentation zeitgenössischer Musik und Sounds in Form eines eklektischen Panoramas der gegenwärtigen Musikproduktion in Wort und Bild.
Die 29. Ausgabe des Magazins, unter der Art Direction des Grafikdesigners Laurenz Brunner, lässt Künstler:innen und Bands wie Annea Lockwood, Yung Beef, Lonnie Holley, Golin, Moin, Poser, Tobias Koch oder Alexander Bachzetsis zu Wort kommen. Zur Präsentation der Ausgabe im Roten Salon spielen die Band Poser, Performances steuert die Schweizerin Milyma bei.
Vergessene Arbeitskämpfe – Ein Punk-Abend: Generalstreik der Glashütten 1901
Bevor der Punk-Abend die Silvesternacht zum Punk-Abend auf der Großen Bühne macht, ist er am 19. Dezember zurück im Roten Salon, und widmet sich dem Generalstreik der Glashütten: Um 1900 herum ist aus dem beschaulichen Fischerdorf und Ausflugsziel Alt-Stralau ein brodelndes Industriezentrum geworden.
Naherholungsgebiet war gestern, stattdessen sprießen Fabriken wie Pilze aus dem Boden der Halbinsel: Teppichfabrik, Brauerei, Palmkernölfabrik und – die Stralauer Glashütte. Sie gehört damals zu den größten Industriebetrieben der Halbinsel und lockt mit vergleichsweise guten Arbeitsbedingungen Glasbläserfamilien aus ganz Deutschland in die Region.
Doch auch der Zentralverband der Glasmacher Deutschlands hat seinen Sitz in Alt-Stralau. 1901 ruft er von hier aus zum Generalstreik der Glashütten auf und leitet einen der bis dahin größten Arbeitskämpfe Deutschlands ein. Live spielen die Bands Bass Sick Shit und es war mord.
Parole Text:
Buch: Opferkunst von Jonathan Guggenberger
Venedig, April 2024. Internationale Kunstbiennale: Der irische Performancekünstler Aaron Geldof geht an einem Kreuz in Flammen auf – für die Freiheit Palästinas; ein Opfertod. Schnell haben Medien und Politik in Deutschland das eigentliche Motiv seines Martyriums erkannt: Judenhass. Für Geldofs engsten Vertrauten aber, den Kulturjournalisten Enzo Bamberger war der Flammentod in Venedig nur eines: Kunst. Im Auftrag seiner britischen Zeitung begibt er sich auf eine Reise in die Untiefen des Kunstbetriebs.
Im Dickicht aus Sex, Macht und Manipulation gerät er auf die Spur von grauen Eminenzen, die im Hintergrund Intrigen spinnen. Haben sie die Antwort auf seine Frage: Warum musste Aaron sterben? Jonathan Guggenberger schrieb als Journalist über digitale Bildkulturen, Erinnerungspolitik und Antisemitismus in Kunst und Kultur und forschte zu ästhetischen Strategien politischer Mobilisierung in den sozialen Medien. Am 18. Dezember präsentiert er seinen Roman Opferkunst im Roten Salon.
UNTER UNS: Fabian Bernhardt im Gespräch mit Şeyda Kurt
Am 20. Dezember im Roten Salon: Die Reihe UNTER UNS erkundet die Geister, Dschinns und Monster unserer politischen Gegenwart, diesmal mit Şeyda Kurt. Von Behemoth bis Godzilla, von King Kong und Gollum bis hin zur Hydra und Dragoran – Monster durchziehen das kulturelle Imaginäre. Es gibt schreckliche Monster und niedliche, fiktive und reale. Es gibt eine Politik der Gewalt, die bestimmte Subjekte oder Gruppen zu Monstern erklärt, um sie besser beseitigen zu können.
Was aber sind Monster eigentlich? Welche Monster müssen wir fürchten und welche fürchten uns? Und schließlich: Wie sollen wir umgehen mit dem Monster in uns? Fabian Bernhardt, Philosoph und Autor, spricht mit Şeyda Kurt, deren zwei Bücher Radikale Zärtlichkeit – Warum Liebe politisch ist und HASS – Von der Macht eines widerständigen Gefühls die gefühlsmäßigen Extreme markieren, zwischen denen sich der menschliche Umgang mit Monstern bewegt.
KONTAKT Ep. I: Ghosts in the Machine
Am 18. Dezember startet in der Videothek Luis August Krawens neue Reihe KONTAKT über die Kommunikation mit dem Jenseits und den im Kern theatralen Vorgang der Kontaktaufnahme, eine kulturelle Praxis, die mindestens so lange zurückreicht wie das Theater selbst.
Der Versuch, mit Entitäten außerhalb des sinnlich Wahrnehmbaren in Kontakt zu treten, hat in seiner Jahrtausende umspannenden Geschichte unterschiedlichste Formen angenommen, doch es ist eine ganz bestimmte Form, mit der sich KONTAKT in seiner ersten Ausgabe beschäftigt.
Im Umgang mit Technologien, deren Wirkweise so komplex ist, dass sie für die meisten von uns blackboxhaft bleiben muss, ist der von ihr produzierte Fehler ebenso faszinierend wie ihr reguläres Funktionieren. Der Glitch bietet Geisterjagenden des 21. Jahrhunderts eine mystische Lehrstelle, der durch den Rahmen der Paranormalität neue Sinnhaftigkeit verliehen werden kann.
Doch jene Sinnhaftigkeit erlangt erst durch die Einbindung der stotternden Maschine in performative Handlungen Geltung, die zusammen für einen Moment eine erweiterte Realität produzieren. Jenen liminalen Zustand erklärt KONTAKT zum Untersuchungsgegenstand.
Theaterkasse: Mo – Sa, 11:00 – 18:00 Uhr
Abendkasse: 1h vor Vorstellungsbeginn
+49 (0)30 24065 -777
besucherservice@volksbuehne-berlin.de
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
Linienstraße 227
10178 Berlin-Mitte
(U2 Rosa-Luxemburg-Platz, S Alexanderplatz, Bus 200/142/N2, Tram M2/M8) © 2024 Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
Grafik: LSD/ ÖA Volksbühne
Foto 1: Zé de Paiva & Kathleen Kunath, Foto 2: Gordon Welters, Foto 3: Thomas Aurin, Foto 4: Greta Markurt, Foto 5: Luna Zscharnt, Foto 6: Gordon Welters, Foto 7: Fotonoid, Foto 8: Thomas Aurin, Foto 9: Apollonia T. Bitzan, Foto 10: Apollonia T. Bitzan, Foto 11: Kasia Kim Zacharko, Foto 12: Thyago Sainte, Foto 13: Thomas Spies
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