Die Berliner Finanz- bzw. Kultursenatoren Stefan Evers und Joe Chialo haben für die Haushaltsjahre 2025 und 2026 Sparzwänge von bis zu zehn Prozent des Gesamthaushalts im Kulturbereich angekündigt. Nicht nur die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz und die Darstellenden Künste im Allgemeinen, sondern generell die beispiellose Kulturlandschaft Berlins sind durch diese Kürzungen erheblich gefährdet, da jede Mittelkürzung zulasten des künstlerischen Budgets und somit des Programms geht. Insbesondere die Freie Szene würde bei so extremen Sparmaßnahmen vollkommen zerstört, was unbedingt verhindert werden muss.
Petition des Bühnenvereins
Die Theater-, Musik- und Opernhäuser sprechen sich gemeinsam vehement gegen Einsparungen aus, die das vielfältige und unverzichtbare kulturelle Leben Berlins in großen Teilen zum Erliegen bringen würden: #BerlinIstKultur.
Politik:innen sind JETZT aufgefordert, die Berliner Kultur in der Haushaltskrise zu schützen! Die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz ruft dringend dazu auf, die entsprechende Petition des Bühnenvereins zu unterzeichnen und weit zu verbreiten.
Ich weiß nicht, was ein Ort ist, ich kenne nur seinen Preis
Manzini-Studien
Weißt du, ich hab zwei Möglichkeiten. Die eine ist, dich hier, das da anzusehen und zu denken, ja ich seh sie schon die ganze Zeit. Neue und alte Knackse, mit denen man versucht hat, klar zu kommen. Wie bei einer Tasse, die man nicht in die Spülmaschine räumt, sondern einzeln abspült und sie aber ganz hinten in den Schrank stellt.
Wie Kinder, um die man sich nur mit Schlägen kümmert und sie dann ganz nach hinten schiebt. Knackse sind ein nicht ganz so guter Serviervorschlag wie ein Drama. Das Drama wird immer nach vorne geholt. Aber wir wollten ja über den Terror reden. Der Knacks, das Drama, der Terror. Das Drama war immer hier zuhause. Am 24. Oktober feiert René Polleschs Stück
Ich weiß nicht, was ein Ort ist, ich kenne nur seinen Preis (Manzini-Studien)
Wiederaufnahme und wird aus Zürich ins Repertoire der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz übernommen. In einem neu adaptierten Bühnenbild von Barbara Steiner spielen Kathrin Angerer, Marie Rosa Tietjen und Martin Wuttke.
Weitere Vorstellungen an der Volksbühne sind am 27. Oktober sowie 19. und 27. November.
P14 – Und Dazwischen ein Meer
Da liegt man so auf einer Blumenwiese und es scheint der glücklichste Ort der Welt zu sein, aber ich bin es nicht und Pautzi … ja, Pautzi war es auch nicht. Und diese ganzen Ereignisse, dieser unaufhaltbare Rausch, den man so als Leben bezeichnet, all das Gefühlte, was mich so verflixt nochmal in dieses Delirium geritten hat, das ist so ein unaushaltbarer Platz hier.
Und dann lieg ich hier und denk darüber nach, was mich wohl zu diesem Ort gebracht hat, was nach den Dingen passiert, wann es endet, oder, ob es überhaupt wieder anfängt. Ja, vielleicht habe ich schon zu viel von dem Danach gesehen. Ich mein, immer wieder scheint es auch anzufangen, aber statt eines Beginns reite ich mich immer weiter in diese Scheiße herein und versinke an diesem Ort, der sich soeben als meine Blumenwiese vorgestellt hat.
Im dritten Stock der Volksbühne feiert P14, das autonome Jugendtheater der Volksbühne, am 30. Oktober die Uraufführung von Und Dazwischen ein Meer von und mit Ida Aga Zinnen und den Spieler:innen Asena Ersöz, Lilith Krause und Charline Lebailly.
Repertoire
Am 18. Oktober spielt Meo Wulf im Roten Salon die Dragqueen SALLY, die sich auf eine Kinderbuchlesung vorbereitet, mit Tempo, Witz und viel Lip Sync. Am 19. Oktober spielt Fabian Hinrichs ja nichts ist ok von Pollesch/Hinrichs.
In René Polleschs Und jetzt? spielen Franz Beil, Milan Peschel und Martin Wuttke am 20. Oktober in einer Bühne von Anna Viebrock, die mal ein Birkenwald, mal ein verlassenes Schwimmbad vor der Raffinerie Schwedt ist.
Am 26. Oktober ist die zweite Vorstellung von Method von Kata Wéber in der Regie von Kornél Mundruczó, wo Soma Boronkay, Maximilian Brauer, Benny Claessens, Ann Göbel, Sir Henry, Zarah Kofler, Johanna Wokalek und Martin Wuttke das Setting eines Weltall-Werwolf-Films in eine Farce über Spiel und Macht verwandeln.
Fluktuation, Reflexion, Reproduktion, Heilung und Gewalt: in Florentina Holzingers Ophelia’s Got Talent vollzieht das multidisziplinäre Tanz- und Performanceensemble aus mehreren Generationen eine physische Studie zur Psychologie des Wassers im 21. Jahrhundert. Vorstellungen am 29. und 30. Oktober.
Fummelcabaret
Das Berliner Kollektiv Rat der Ranzigen präsentiert am 19. Oktober in den Gemächern des Roten Salons queere Kunst als Schönheit des Individuellen und Unperfekten, begleitet von der Lust eines Augenzwinkerns, das weiß, nicht alles zu schwer zu nehmen. Figuren aus dem Nachtleben der Berliner Bars und Clubs präsentieren ein Potpourri aus Gesang, Tanz, Travestie, Drag und Burlesque.
Drei Moderator:innen führen durch den abwechslungsreichen Abend mit immer neuen Gästen. Diesmal mit dabei sind unter anderem der Drag Comedian Kristian Hamilton, Draglesque Performer Edgar Allen Hoe und das am längsten aktive Drag King Kollektiv Berlins: Die Drag Street Boyz!
Parole Text:
Buch: Die Welt wartet. Unheimliche Geschichten von Christiane Neudecker
Ein Gemälde, das finstere Pläne gegen seine Käuferin schmiedet. Eine Schriftstellerin, die sich in einer gleißend schönen KI-Welt wiederfindet. Und eine Insel im Chiemsee, die im Nebel zu verschwinden droht: Christiane Neudecker, Theaterregisseurin und Autorin, holt die Tradition der dunklen Erzählkunst in unsere digital überstrahlte, postpandemische Wirklichkeit.
In sieben Gothic Short Stories lässt sie den Kipppunkt zum Unheimlichen direkt unter unserem Alltag lauern. Denn die Welt wartet nicht, sie dreht sich weiter. Und das Unbegreifliche ist immer schon online und vor Ort – am 23. Oktober im Roten Salon!
Valentina Magaletti & Theresa Baumgartner, Noémi Büchi, Zavoloka und DJ Dogdays, Horoscope, Scant, Tzu Ni
Auf der Großen Bühne präsentiert die Volksbühne am 25. Oktober in Kooperation mit Heroines of Sound, dem feministischen Festival avancierter elektronischer Musik, audiovisuelle Live-Sets von Valentina Magaletti & Theresa Baumgartner, Noémi Büchi und der ukrainischen Elektroniker:in Zavoloka.
Die Drummerin Valentina Magaletti bringt einen erfinderischen Ansatz für Schlagzeug und Perkussion in ihre Kompositionen ein, welche die Lichtkünstlerin Theresa Baumgartner in eine AV-Show übersetzt, die erstmals in Berlin zu sehen ist. Auch Noémi Büchis Does It Still Matter AV-Set wird erstmals in Berlin gezeigt.
Büchis Musik zeichnet sich durch eine delikate Mischung aus texturalen Drones und feinen, komplexen Rhythmen aus. Zavolokas kompromisslose experimentelle Musik, frei von genreabhängigen Definitionen, präsentiert neue Tracks mit aufwendigen selbstgestalteten audio-visuellen Sets. Zeitgleich lädt die von Nick Klein kuratierte Reihe Psychic Liberation DJ Dogdays, Horoscope, Scant, Tzu Ni in den Roten Salon.
Das Synchron Magazine, eine Non-Profit-Publikation für junge Kunst, Literatur und Musik mit Sitz in Berlin, präsentiert seine neueste Ausgabe #3. Tzu Ni ist eine in Taiwan lebende Installations- und Klangkünstlerin, die in ihrer Arbeit die wechselseitigen Beziehungen zwischen Klang und Raum dekonstruiert.
Scant ist das Pseudonym des experimentellen Musikers Matt Boettke aus New York City, unter anderem Gründungsmitglied des Plattenlabels Thousands of Dead Gods. Rene J. Nunez Cabrera nimmt unter den Pseudonymen Horoscope und Moist Klänge auf und spielt Live-Performances. Mehr dazu hier.
Artificial Idiots
Die Automation dringt in unsere Leiber, doch was wir daran „artifiziell“ nennen, ist schon längst im Dichten und Denken angekommen, ist eine hausgemachte Künstlichkeit. Das betrifft ursprünglich und im ausgehenden Fin de Siècle die Ästhetiken des l’art pour l’art, die philosophische Analytik, das Zurücktreten, Auseinanderlegen und symbolhafte Rekonstruieren des Phänomens. Nichts daran ist natürlich, im Gegenteil: je künstlicher, desto besser. Denn dort, wo nie etwas wachsen kann, dort steckt Wahrheit – immer-da und bar.
Das Projekt Artificial Idiots möchte den neuesten Schwung in der Geschichte der Automatisierung – von VR bis zu den Large Language Modells – einem literarischen Selbsttest unterziehen.
Am 27. Und 28. Oktober sind dazu im Roten Salon Videos, Lesungen und Performances zu sehen von und mit Natalie Deewan, Mara Genschel, Ok-Hee Jeong, Monika Rinck, Zoran Terzic, The Hermit, Johannes Kreidler und Derya Atakan (Gesang).
Videothek: SEX SHOW XXL mit Ann Göbel
Die Schauspielerin Ann Göbel präsentiert in der VIDEOTHEK im 1. Stock der Volksbühne ihre liebsten Werke aus der Welt des Kinos. In Gesprächen und performativen Einlagen kommt sie gemeinsam mit ihren Gästen den Geschichten auf der Bildfläche gefährlich nahe.
Am 23. Oktober ist Rosa von Praunheim der erste Gast der SEX SHOW XXL zum Screening seines Dokumentarfilms Tunten lügen nicht über eine Gruppe junger selbsternannter „Polit-Tunten“.
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
Theaterkasse: Mo – Sa, 11:00 – 18:00 Uhr
Abendkasse: 1h vor Vorstellungsbeginn
+49 (0)30 24065 -777
besucherservice@volksbuehne-berlin.de
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
Linienstraße 227
10178 Berlin-Mitte
(U2 Rosa-Luxemburg-Platz, S Alexanderplatz, Bus 200/142/N2, Tram M2/M8)
© 2024 Volksbühne am Rosa-Luxemburg-PlatzGrafik: LSD/ ÖA Volksbühne
Foto 1: Luna Zscharnt, Foto 2: Alessandra Fochesato, Foto 3: Thomas Aurin, Foto 4: Thomas Aurin, Foto 5: courtesy of the artist, Foto 6: Apollonia T. Bitzan, Foto 7: Bahar Kaygusuz, Foto 8: courtesy of the artist, Foto 9: Gordon Welters, Foto 10: Steven Harwick
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