Droht den Clubs die Puste auszugehen? 

Viele Clubbetreibende äußern ihre Sorgen, ohne weitere Förderungen ihren Betrieb nicht halten zu können. Die Berliner Clubkultur, weltweit bekannt für ihre Einzigartigkeit, Diversität und Progressivität, steht derzeit vor einer existenziellen Bedrohung aufgrund der wirtschaftlichen Lage. Die Berliner Clubs beschäftigen laut Clubkultur Studie 2019 mehr als 9.000 Menschen und sind ein wichtiger Standortfaktor für Tourismus und die Kreativwirtschaft. Sie bringen drei Millionen Tourist:innen jährlich in die Stadt und sorgen damit für einen jährlichen Umsatz von knapp 1,5 Milliarden Euro.

Clubs sind für viele Berliner:innen sogenannte “Safer Spaces”, sowie wichtiger Nährboden für kreativen Nachwuchs und eine Austauschplattform für aktive Teilhabe in der Stadtgesellschaft. Obwohl die Clubs die steigenden Preise nicht gänzlich an das Publikum weitergeben, befinden sich Clubgänger:innen in einem Balanceakt zwischen der Unterstützung ihrer Lieblingsclubs und den eigenen finanziellen Engpässen.

Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sind immer noch spürbar – dazu kommen Inflation und steigende Preise, die kulturelle Teilhabe zu einem kostspieligen Privileg werden lassen.

Es fehlt das politische Commitment

Gleichzeitig stehen Clubbetreibende vor der Herausforderung, ihren Betrieb ohne öffentliche finanzielle Unterstützung zu erhalten, während sie die gestiegenen Preise nicht ans Publikum weitergeben und gleichzeitig ihr Personal fair bezahlen wollen. Das zeigen auch die Ergebnisse des 5. Club Monitorings vom September dieses Jahres, einer Befragung der Clubcommission, dem Netzwerk der Berliner Clubkultur: Preissteigerungen sind aktuell die größte Herausforderung für die Berliner Clubs.

„Mit großer Sorge betrachten wir die aktuellen Entwicklungen. Wir brauchen Schutz und Förderung und das am besten heute und nicht erst morgen. Kommt keine Unterstützung, besteht die Gefahr, das Berlin eine durchschnittliche Stadt ohne Glanz wird. Wirtschaftlich wäre das im Kulturbereich eine Bankrotterklärung!“

Marcel Weber, Vorsitzender der Clubcommission Berlin und Geschäftsführer des SchwuZ

Während ein durchschnittlicher Rückgang der Besuchendenzahlen von rund 20% zu verzeichnen ist,  melden  73% der Befragten einen erheblichen Umsatzrückgang im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie. Zusätzlich berichten alarmierende 89% der Befragten von gestiegenen Betriebskosten, die den wirtschaftlichen Druck weiter erhöhen.

Langfristige notwendige Investitionen mit Blick auf Klimawandel und gesteigerte Lärmbeschwerden könnten unter diesen Rahmenbedingungen kaum geleistet werden.Die Clubcommission zeigt sich auf Grund der letzten Zahlen besorgt. Das Netzwerk clubkultureller Akteur:innen in Berlin betrachtet die Situation kritisch und betont die Notwendigkeit, Clubkultur als integralen Bestandteil der Berliner Kulturszene anzuerkennen und zu fördern.

Kulturelle Förderung und ein Stop der Gentrifizierung

Der Fokus sollte dabei vor allem auf der Entwicklung und dem Erhalt einer vielfältigen und nachhaltigen Clublandschaft liegen. Dabei führt die Clubcommission den Austausch zwischen Politik und clubkulturellen Akteur:innen, um gemeinsam dringende Maßnahmen für den Schutz der Clubkultur zu erarbeiten. Der Club Mensch Meier hat bereits aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage sein Aus angekündigt und auch die Re:mise in Kreuzberg muss ihren Standort zum Jahresende räumen, weil der private Eigentümer andere Pläne für den Ort hat.

“Die im Bundestag beschlossene Anerkennung von Clubs als Kulturorte lässt leider immer noch auf sich warten – darauf machen wir mit der Kampagne Clubs are Culture aufmerksam. Währenddessen wird auch die wirtschaftliche Lage immer prekärer. Ohne den Ausbau von clubkulturellen Förderstrukturen wird es zukünftig keine Bühnen mehr für Nachwuchskünstler*innen oder genre-experimentelle Formate geben. Wir können diese kulturelle Aufbau-Arbeit, die wirtschaftlich defizitär ist,  schlicht nicht mehr selbst gegenfinanzieren.”

Pamela Schobeß, Betreiberin des Gretchen und Politische Sprecherin des Bundesverbands LiveKomm

Währenddessen bedroht der geplante Ausbau der A100 durch Friedrichshain zahlreiche Clubs und Kulturorte, die zusammen mit Klimaaktivist:innen Anfang September mehr als 20.000 Menschen gegen den Ausbau auf die Straße gebracht haben. Dass die Gentrifizierung nicht nur die Clubkultur, sondern auch bedeutende und lang gewachsene soziale und kulturelle Strukturen im urbanen Raum gefährdet, ist längst ersichtlich.

Mit #ClubsARECulture möchten daher Clubs und Musikspielstätten in einer bundesweiten Aktion Aufmerksamkeit für die brachliegende Novellierung der Baunutzungsverordnung und damit verbundenen Anerkennung von Clubs als Anlagen kultureller Zwecke schaffen.

Dies wird auch im Rahmen des diesjährigen “TAG DER CLUBKULTUR” in der Woche vom 3. bis 8. Oktober demonstriert, bei dem sich die von der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt ausgezeichneten 40 Clubs und Kollektive als einen wichtigen Teil einer nachhaltigen, vielfältigen und progressiven Gesellschaft präsentieren. 

Über die Clubcommission:

Die Clubcommission ist das Netzwerk der Berliner Clubkultur. Sie wurde im Jahr 2001 gegründet und ist mit über 350 Mitglieder die weltweit größte Vereinigung von Clubbetreiber:innen und Veranstalter:innen. Sie unterstützt die Arbeit der Kulturunternehmer:innen durch die Optimierung der Rahmenbedingungen und die Verbesserung der Infrastruktur.

Neben vielen verschiedenen Aktivitäten wie nachhaltiger Stadtentwicklung, Schallschutz, Vermittlung zwischen Clubs, Bauherren und der Nachbarschaft, Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Nachtökonomie und der Entwicklung von Antidiskriminierungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen in Clubs, ist die Erforschung der verschiedenen Dimensionen der Clubkultur seit jeher ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit. Mehr zur Clubcommission erfahren Sie hier.

Über die LiveKomm:

Die LiveMusikKommission e.V. (kurz LiveKomm) ist der Bundesverband der Musikspielstätten in Deutschland und repräsentiert mehr als 700 Musikclubs und Festivals in über 100 Städten und Gemeinden. Unsere Mitglieder gehören zu den größten Anbietern lokaler Kulturveranstaltungen, des städtischen Tourismus sowie der deutschen und internationalen Talentförderung.

Die Verbindungen von Leidenschaft und Wirtschaft, Kunst und Kommerz, gesellschaftlicher Orientierung und rebellischer Attitüde des Undergrounds sind die Besonderheiten des Verbandes. Im Mittelpunkt steht bei allen Mitgliedern aber die Musik.


Beitrag von Lutz Leichsenring, via Clubcommission. Header Image: Matthew LeJeune

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Die Ausstellung „Dessauer Straße und andere Geschichten“ des DAZ wird 2025 fortgesetzt. Erleben Sie Führungen mit den Kuratorinnen im Januar! Zudem "die Abrissfrage" eine Ausstellung, die ab März 2025 im @daz_berlin zu sehen ist. "Wir (das Staatsballett) sind bestürzt über die heute beschlossenen Kürzungen des Kulturetats. Der Senat nimmt dem kulturellen Leben in der Stadt die Luft." ­­­­Die Künstlerische Leitung der #documenta16 steht fest: Naomi Beckwith wurde von der internationalen Findungskommission ausgewählt und vom Aufsichtsrat berufen. Die documenta 16 findet vom 12. Juni bis 19. September 2027 in Kassel statt. Overflowing with synthpop vibes, the Berlin band is back with a dynamic album, featuring their haunting new single—a tribute to iconic female goth figures. @dinasummermusic @iptamenosdiscos Das Internationales Workshop-Programm am @udk.berlincareercollege startet unter dem Titel "Utopia" im Juni 2025. Die Anmeldung für die Sommerkurse ist ab sofort möglich. Mehr dazu auf bspoque.com #linkinbio Die geplanten Kürzungen bedrohen Berlins kulturelle Vielfalt, den sozialen Zusammenhalt und künstlerische Innovationskraft – und damit die Identität der Stadt. Das ganze nochmals zusammengefasst auf bspoque.com #linkinbio
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