Zukunft der Berliner Clubkultur: Kollaboration als Schlüssel

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Trotz anhaltender Herausforderungen durch Clubschließungen, Haushaltskürzungen und wirtschaftlichen Schieflagen zeigt sich die Berliner Clubkultur weiterhin resilient und visionär. Die von der Clubcommission organisierte Club & Raum-Konferenz brachte führende Akteur:innen aus der Clubkultur, Immobilienwirtschaft, Politik, Verwaltung, Banken und Kreativindustrie zusammen, um an der Zukunft der Berliner Clubkultur zu feilen.

Club & Raum – Chancen durch clubkulturelle Standortentwicklung

Der Einladung der Clubcommission sind fast 200 Teilnehmende gefolgt, die den ganzen Tag im Zenner diskutierten und an neuen Kooperationen schmiedeten.

Am vergangenen Mittwoch brachte die Club & Raum-Konferenz führende Köpfe aus Clubkultur, Stadtpolitik, Verwaltung und Immobilienwirtschaft im historischen Zenner zusammen, um gemeinsam neue Perspektiven für Kulturorte in Berlin zu entwickeln und konkrete Lösungsansätze für neue Nutzungskonzepte, kooperative Stadtentwicklung und nachhaltige Finanzierungsmodelle zu erarbeiten. 

Wie kann Clubkultur zur lebendigen Entwicklung urbaner Räume beitragen?

Die Veranstaltung bot eine wichtige Plattform für interdisziplinären Austausch und neue Kooperationen zwischen Clubbetreiber:innen, Eigentümer:innen und Verwaltung.

Inspirierende Vorträge vermittelten unterschiedliche Perspektiven auf Entwicklung clubkultureller Räume:

  • Robbe von Bogaert gab praxisnahe Einblicke, wie durch eine Zusammenarbeit zwischen Stadt und Immobilienwirtschaft neue Räume für Kultur geschaffen und gesichert werden können.
  • Markus Riedel vom Open Ground Club stellte die Entwicklung des weltweit heiß diskutierten neuen Clubs in Wuppertal vor.
  • Asli Varol zeigte, wie im Sinne einer kooperativen Entwicklung der Vollgut eG das Kindl Areal in Neukölln genossenschaftlich weiterentwickelt wird.
  • Dorle Martinek vom Klunkerkranich skizzierte den Weg des Dachgartens von der Zwischennutzung hin zur langfristigen Clubnutzung.

Neue Nutzungsmodelle für Graue Baumasse

Ergänzend boten Vertreter:innen der Triodos Bank, GLS Bank, Initiative Musik, BürgschaftsBank Berlin und der Berliner Sparkasse wertvolle Einblicke in Finanzierungsmodelle für Kulturorte.

“Freiheit lässt die schönsten kreativen Räume wachsen – doch sie entsteht nicht von allein. Die Club & Raum Konferenz hat gezeigt, dass Zusammenarbeit essenziell ist, um kulturelle Freiräume langfristig zu sichern und neue Perspektiven für die Stadt zu schaffen.” 

Marcel Weber (Vorstandsvorsitzender, Clubcommission)

Die Raumbörse für Kulturschaffende und Vermietende bot den Akteur:innen aus der Immobilienwirtschaft die Möglichkeit, direkt mit Clubbetreiber:innen über neue Nutzungsperspektiven für leer stehende Flächen ins Gespräch zu kommen.

Die Konferenz zeigte das große Potenzial der tiefgreifenderen Zusammenarbeit zwischen der Clubkultur und zentralen Akteur:innen der Stadt. Die Teilnehmenden analysierten die Herausforderungen der clubkulturellen Standortentwicklung und erarbeiteten mögliche Lösungsansätze. Dabei zeigte sich, wie in kurzer Zeit erste fruchtbare Ansätze für innovative Strategien zur besseren Zusammenarbeit entwickelt werden konnten.

Zudem wurden Forderungen nach klareren gesetzlichen Anreizen, einer möglichen Leerstandssteuer und gezielter Wirtschaftsförderung formuliert, um langfristige Perspektiven für kulturelle Räume zu schaffen​. Eine erfolgreiche Umsetzung erfordert jedoch auch den politischen Willen, Clubkultur aktiv in die Stadtplanung und Bauprojekte einzubinden.

Herausforderung Clubsterben und die Auswirkungen der Haushaltskürzungen

Die Berliner Clublandschaft sieht sich wachsenden existenziellen Bedrohungen ausgesetzt: Steigende Mieten, ein angespannter Immobilienmarkt und bürokratische Hürden gefährden den Bestand und die Weiterentwicklung der Berliner Clubkultur.

Die aktuellen Kürzungen im Kulturbereich wie die Streichung des Projektfonds Urbane Praxis oder die geplante Abwicklung der Kulturraum Berlin gGmbH erschweren eine zukunftsfähige Weiterentwicklung von Kulturräumen in Berlin.

“Berlin lebt von seinen kulturellen Freiräumen, doch die Herausforderungen für die Clubszene sind enorm. Die Konferenz hat eindrucksvoll gezeigt, dass wir gemeinsam die richtigen Hebel in Bewegung setzen können, um Clubkultur langfristig zu sichern. Kooperationen mit Akteur:innen der Stadtentwicklung, Immobilienwirtschaft und Banken haben das Potenzial, tragfähige Konzepte für die Zukunft zu entwickeln.”

Emiko Gejic, Pressesprecherin der Clubcommission

Tegel, als gemeinschaftlich entwickelte Modellfläche, ist ebenfalls von den Kürzungsdiskussionen betroffen. Der ehemalige Flughafen soll aber dieses Jahr wieder bespielt werden, wenn wieder Planungssicherheit vorhanden ist. 

Kooperationen bieten Potenzial für Industrie und Kultur

Die Club & Raum-Konferenz hat gezeigt, dass die Clubkultur gestärkt aus Krisen hervorgehen kann und welches Potenzial in Zusammenarbeit mit Immobilienbranche und Stadtgesellschaft steckt, wenn alle gemeinsam Verantwortung übernehmen.

“Club & Raum hat wieder einmal die Innovationsfähigkeit der Clubkultur unter Beweis gestellt. Jetzt gilt es, die erarbeiteten Konzepte in konkrete Maßnahmen zu überführen. Politik und Wirtschaft sind gefragt, die Sache mit in die Hand zu nehmen, die Nighttime Strategy mit umzusetzen und die Weichen für eine zukunftsfähige Clubkultur zu stellen.” 

Kai Sachse, Geschäftsführer der Clubcommission

Eine kooperative Herangehensweise schafft Vertrauen und hilft dabei, die Zukunft der Berliner Kulturlandschaft zu sichern. Die Clubcommission wird diesen Dialog weiter vorantreiben und sich für nachhaltige Lösungen einsetzen, damit Berlin auch in Zukunft eine Stadt der kulturellen Freiräume bleibt.

Über die Clubcommission:

Die Clubcommission ist das Netzwerk der Berliner Clubkultur. Sie wurde im Jahr 2001 gegründet und ist mit über 350 Mitglieder die weltweit größte Vereinigung von Clubbetreiber:innen und Veranstalter:innen. Sie unterstützt die Arbeit der Kulturunternehmer:innen durch die Optimierung der Rahmenbedingungen und die Verbesserung der Infrastruktur.

Neben vielen verschiedenen Aktivitäten wie nachhaltiger Stadtentwicklung, Schallschutz, Vermittlung zwischen Clubs, Bauherren und der Nachbarschaft, Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Nachtökonomie und der Entwicklung von Antidiskriminierungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen in Clubs, ist die Erforschung der verschiedenen Dimensionen der Clubkultur seit jeher ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit. Mehr dazu hier.

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Alexander Renaldy Avatar

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