In der Arbeit So Absurd! versuche ich aus verschiedenen Blickwinkeln der Frage nachzugehen, wovor wir Angst haben. Wodurch werden unsere Ängste ausgelöst? Durch einen Mangel an Identität? Durch den Verlust staatlichen Schutzes? Durch Vertreibung? Durch den Verlust eines bestehenden Gleichgewichts? In Zeiten politischer Instabilität stehen diese Dinge auf dem Spiel oder existieren nur als vage Hoffnungen. Die Verletzlichkeit des menschlichen Geistes tritt unter den Bedingungen lähmender Angst klar zutage.
So Absurd! kombiniert eine Rauminstallation mit live aufgenommenen Videos, in denen menschliche Körper zu sehen sind. Das Setting vergegenwärtigt eine nicht greifbare Angst. Dabei werden die Absurdität und das Außer-Kontrolle-Geraten des Zusammenspiels zwischen Installation und Videos bewusst hervorgehoben. In einer Raumecke vor Wänden mit abgerissenen Tapeten spielt ein Performer mit einer Schneekugel. Während auf der Kugel Echtzeitbilder eines zweiten Szenarios erscheinen, wechseln die Emotionen des Performers. Die aufgenommenen Bilder inszenieren Ereignisse, die Angstvorstellungen auslösen. Die zeitliche Verzögerung zwischen den beiden Szenarien – dem gegenwärtigen und dem per Videotechnik übertragenen –, zwingt die Betrachter:Innen, die beiden Szenarien aufeinander zu beziehen. Das kann zum Hinterfragen oder gar zur kritischen Neubestimmung ihres Standpunkts führen. Nehmen sie diese Möglichkeit wahr? Waren sie voreingenommen?
Widersprüche und die eigene Orientierungslosigkeit
Die Performer:Innen dieses künstlerischen Live-Ereignisses erkunden am Ausstellungsort den unbekannten Raum. Dabei können ihnen unvorhergesehene Ereignisse zustoßen, die Ängste und ein Gefühl der Verlorenheit auslösen. Die eigentliche Gefahr besteht für die Performer:Innen jedoch darin, dass sie den sich wiederholenden Prozess stillschweigend akzeptieren, sich an dessen Widersprüche und an die eigene Orientierungslosigkeit gewöhnen und die Absurdität der Situation schließlich als selbstverständlich hinnehmen.
Wenn man nicht dazu in der Lage ist, sich in einen anderen hineinzuversetzen und kein Verständnis für dessen gesellschaftlichen Kontext aufbringt, kann man dann kritisieren, wie er mit Krisensituationen umgeht? Reproduzieren die Bilder, die wir in den überdrehten Nachrichten sehen, wirklich die Realität?
Wie stellen wir vergangenes Authentisch dar?
Was uns in der Vergangenheit zugestoßen ist, lässt sich nicht ohne Weiteres darstellen, geschweige denn reproduzieren oder repräsentieren. Vor diesem Hintergrund stellt So Absurd! unter Verwendung der Technik der Videosynchronisation Bezüge zwischen verschiedenen Ereignissen her und strukturiert sie neu. Die durch diesen Ansatz ermöglichte Erfahrung lenkt die Aufmerksamkeit der Betrachter:Innen auf die Entwicklung alltäglicher gesellschaftlicher Probleme und auf die Frage, wie unterschiedliche Standpunkte entstehen. Dieses Bewusstsein kann sie dazu befähigen, ‚zwischen‘ den gezeigten Videobildern zu lesen und darüber hinauszugehen.
So Absurd! ist eine Zusammenarbeit mit dem Soundkünstler Gregor Pfeffer und den Performer:Innen Jan Möllmer und Daniel Eduardo / Dani Candela.
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