Das “Clubsterben” ist wieder an der Tagesordnung

Das “Clubsterben” ist wieder an der Tagesordnung

Das Clubsterben in Berlin erreicht wieder neue Dimensionen. Nach der Schließung der Spielstätten “Mensch Meier” und “Loophole” kündigt nun auch die “Renate” ihr Aus an. Andere Standorte, wie etwa die “Alte Münze” als selbstverwalteter Kulturstandort, betrieben von den Spreewerkstätten, stehen vor einer ungewissen Zukunft. Auch das “://about blank” steht unter enormen Herausforderungen, um ihren Betrieb weiter zu erhalten.

Clubbetreibende fühlen sich durch die aktuellen Entwicklungen existenziell bedroht. Eine Mitgliederumfrage der Clubcommission ergab, das gute zwei Drittel der befragten Clubs (67%) ihre wirtschaftliche Prognose bis Ende 2025 eher schlecht oder sehr schlecht einschätzen. Gründe hierfür sind neben allgemeinen Kostensteigerungen auch gestiegene Gewerbemieten. Hinzu kommen Umsatzrückgänge, die auf etwa 10% geschätzt werden. Dies stellt Clubs, deren Gewinnmargen häufig niedriger ausfallen, vor große Herausforderungen.

Streitpunkt: der Ausbau der geplanten A100

Auch geplante Umnutzungen von Grundstücken der Deutschen Bahn und der Weiterbau der A100 bedrohen zahlreiche Berliner Kulturräume. Am 13. September findet unter dem Motto “A100 wegbassen” eine Demonstration gegen den Weiterbau der A100 am Markgrafendamm statt. Die Demonstration wird von der Clubcommission unterstützt.

Vor vier Jahren beschloss der Bundestag, Clubs als Kulturstätten und damit gleichwertig zu Theatern, Kinos und Varietés anzuerkennen. Im Referentenentwurf des Bauministeriums ist nun allerdings vorgesehen, dass eine neue Kategorie für Musikclubs geschaffen werden soll. Die Clubcommission, der Deutsche Musikrat und der Bundesverband LiveKomm kritisieren diesen Vorschlag. Sie mahnen, dass damit Clubs zur Kultur zweiter Klasse degradiert werden. Es wird der aktuell brisanten Lage nicht Rechnung getragen. 

“Clubkultur trägt maßgeblich zum kulturellen und gesellschaftlichen Leben bei und dient als sicherer Ort für vielfältige soziale Perspektiven und demokratische Teilhabe. Sie bringt Menschen aus unterschiedlichen Lebensrealitäten zusammen, zieht den Tourismus an und schafft Arbeitsplätze”,

betont der Vorsitzende der Clubcommission Marcel Weber. 

Wirtschaftsfaktor und kultureller Wert

Dass Clubkultur ein relevanter Wirtschaftsfaktor ist, zeigen auch die Ergebnisse der “Nachtökonomie Strategie“. Diese wurde im Juni von Franziska Giffey, Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe, vorgestellt. An der Studie wurden visitberlin, BVG, Dehoga sowie weitere 25 relevante Berliner Institutionen beteiligt, die zu einer erfolgreichen Nachtökonomie beitragen. Als Ergebnis wurden 30 konkrete Handlungsempfehlungen aufgeführt. Diese fördern Vielfalt und Kleinteiligkeit. Sie gestalten nachhaltigen Tourismus. Außerdem vereinfachen sie Verwaltungsabläufe insbesondere in der Nutzung und Genehmigung von Immobilien.

“Es ist entscheidend, dass diese Konzepte in die strategische Stadtplanung einfließen. Diese Konzepte sollen die Clubkultur als wichtigen Teil der Berliner Identität sichern. Sie sind auch notwendig, um die Nachtökonomie langfristig zu schützen.”

Lutz Leichsenring, Mitgründer der Beratungsagentur VibeLab und Projektleiter der Nachtökonomie Strategie.

“Eine koordinierte und strategische Vorgehensweise ist jetzt unerlässlich. Sie soll Berlin als offene, lebendige und attraktive Metropole erhalten. Auch wird damit seine innovative Rolle für kulturellen und wirtschaftlichen Fortschritt weiter ausgebaut”, so Leichsenring. Clubkulturelle Räume dürften daher im Baurecht nicht gegenüber anderen Kultureinrichtungen benachteiligt werden.

Über die Clubcommission:

Die Clubcommission ist das Netzwerk der Berliner Clubkultur. Sie wurde im Jahr 2001 gegründet und ist mit über 350 Mitglieder die weltweit größte Vereinigung von Clubbetreiber:innen und Veranstalter:innen. Sie unterstützt die Arbeit der Kulturunternehmer:innen durch die Optimierung der Rahmenbedingungen und die Verbesserung der Infrastruktur.

Neben vielen verschiedenen Aktivitäten wie nachhaltiger Stadtentwicklung, Schallschutz, Vermittlung zwischen Clubs, Bauherren und der Nachbarschaft, Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Nachtökonomie und der Entwicklung von Antidiskriminierungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen in Clubs. Die Erforschung der verschiedenen Dimensionen der Clubkultur ist seit jeher ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit.

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