Die Presse Tour der Clubcommission zur Protestaktion gegen den Weiterbau der A100 verlief erfolgreich! Die Clubcommission, Vertreterin der vielfältigen Club- und Kulturszene Berlins, lud Journalist:innen und Medienvertreter:innen zu einer exklusiven Presse Tour ein. Im Fokus stand die Demonstration “A100 wegbassen!” gegen den geplanten Weiterbau der A100, der nicht nur die Verkehrsinfrastruktur verändert, sondern auch eine existenzielle Bedrohung für die einzigartige Berliner Kulturlandschaft darstellt.
Ebenso wurden exklusive Einblicke in betroffene Clubs geboten, sowie Expert:innen-Beiträge zum Thema Berliner Stadtentwicklung im Bereich Kultur sowie zu Folgen des A100-Bauprojekts und der bundesweiten Kampagne #clubsAREculture.
www.clubsareculture.de/rettetdieclubs
Für diejenigen von Ihnen, die verhindert waren, wollen wir in dieser Pressemitteilung ausgewählte Informationen von der Tour teilen, um eine bestmögliche Vorbereitung auf die Berichterstattung zur Protestaktion am Samstag zu ermöglichen.
Generelles zur Tour:
Die Presse Tour bot zentrale Einblicke in die aktuelle Lage der bedrohten Clubs und Kulturorte bieten. Trotz schlechten Wetters waren ca. 20 Journalist:innen vor Ort. Sie startete im about:blank, einer der 4 besuchten Cluborte, welche alle auf Vorhalteflächen für das geplante Bauprojekt stehen. Den Startschuss bot ein Input von Emiko Gejic, Teil des Vorstandes der Clubcommission, welche über die Stadtentwicklung Berlins im Kulturbereich über die letzten 30 Jahre berichtete mit einem Fokus auf der Nachtkulturbranche.
Es folgten Inputs von Ilja Minaev zur geplanten Bauschutzverordnungsreform und der Kampagne #clubsAREculture, sowie ein Statement von Sascha Disselkamp (geschäftsführender Vorstand Clubcommission) zum Bauvorhaben A100. Danach bot uns Elisabeth Steffen von about:blank einen Einblick zur Entwicklung des Clubs und seiner Rolle im Protest gegen die A100.
Mohammed Ben Mustapha von der Zukunft am Ostkreuz bot uns einen Einblick in den gerade stattgefundenen Umzug des Kulturorts und seinen Zusammenhang mit Gentrifizierung in Berlin. Dazu besuchten wir den alten Standort der Zukunft und die Neue Zukunft im Aufbau. Zu guter Letzt gab es einen Einblick zum ebenfalls vom A100 Bauvorhaben bedrohten Club Renate.
Zentrale Takeaways von den verschiedenen Expert:innen-Beiträgen:
Die Entstehung des besonderen (Sub-)Kulturangebots in Berlin ist nur durch eine besondere historische Situation möglich gewesen. Die gewaltige Deindustrialisierung in den 90ern und der durch den Mauerfall entstandene Leerstand ermöglichten erst Räume für kulturelle und subkulturelle Entwicklung, insb. einer spezifischen Berliner Musikindustrie. Es ist nicht anzunehmen, dass nach einem eventuellen Bau der A100 und nach Abriss der Clubstätten ein Aufbau unter den gegenwärtigen historischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten wieder möglich ist.
Eben diese historische Entwicklung schuf den heute oft von der Regierung zitierten Standortfaktor “Berlin als lebendige, kreative und bunte Stadt”. Auch die Ansiedlung vielfältiger anderer Industrien ist durch das besondere Kulturangebot Berlins zu erklären. Die Ansiedlung von internationalen Konzernen, StartUps, aber auch Industrieentwicklung im Transport, Gastronomie oder Tourismus, lässt sich auf die in den 90ern entstandene besondere Kulturszene Berlins zurückführen.
Eine Stadt kurz vor der elitären Spaltung
Neben einer einzigartigen historischen Kulturentwicklung, die sich, wenn einmal zerstört, kaum wieder aufbauen lässt, sind auch besondere Arbeitsplätze mit dem Bauvorhaben in Gefahr. Arbeit in der Clubbranche zeichnet sich durch eine besondere Niedrigschwelligkeit aus, die insb. auch Personen ohne besondere akademische Qualifikationen oder solche, die auf Nachtarbeit angewiesen sind, Arbeitsplätze ermöglicht.
Das Bauvorhaben A100 ist eine enorme Belastung mit Hinblick auf die nachhaltige Fortführung und Entwicklung der Berliner Clubszene. Eine Belastung, die in einer Zeit neu verhandelt wird, in welcher Clubs durch Faktoren wie Pandemiebelastungen oder Inflationen sowieso schon Überlebenskämpfe führen.
Die wirtschaftlichen Belastungen in einer Stadt mit vielen Problemen (z.B. Wohnungsbau) dieses sündhaft teuren Bauvorhabens aus den 50ern, die Konsequenzen für einen wichtigen Standortfaktor der Stadt Berlin, sowie die generell verheerenden klimapolitischen Konsequenzen sind für die Clubcommission ein Zeichen, die A100 als absurdes politisches Projekt einzustufen.
Die Clubcommission sieht die Lösung all dieser Problematiken nicht nur in dem Baustopp für die A100, sondern in einer umgreifenden Strategie für den Umgang mit Gentrifizierung in der Stadt und einer gemeinsamen Vision für die Stadtentwicklung, die sich nicht nur an Interessen von Großinvestor:innen orientiert. Für die Clubcommission ist klar, ob mit oder ohne Autobahn, wollen sie sich am weiteren Prozess der Gestaltung der betroffenen Fläche beteiligen.
Über die A100 wegbassen Demo:
Ein zivilgesellschaftliches Bündnis aus Kiezbewohner:innen, Klimaaktivist:innen und Clubgänger:innen erklärt den Markgrafendamm in Berlin am 2. September zur autofreien Zone und dreht den Bass auf, um mit einem Protestrave gegen den Weiterbau der A100 zu demonstrieren.
- Samstag, 2.9.2023, 14 – 22 Uhr zwischen Elsenbrücke und Ostkreuz
- 14 Uhr Fahrradzubringerdemo vom Bundesverkehrsministerium (Invalidenpark) über Autobahn GmbH (Heidestr.), Rotes Rathaus und Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt zur Kundgebung am Markgrafendamm
Das Bundesverkehrsministerium treibt die Planungen für den Weiterbau der Stadtautobahn vom Treptower Park bis zur Storkower Straße voran. Für über zwanzig Clubs und Kulturorte würde der 17. Bauabschnitt der A100 das Aus bedeuten, über Jahrzehnte gewachsene kulturelle Freiräume, soziale Projekte und Kiezgemeinschaften würden zerstört.Auch die Berliner Regierung propagiert die autokonforme Stadt.
Entgegen der gentrifizierung
Dass der Weiterbau der A100 die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen und den menschengemachten Klimawandel beschleunigt, spielt dafür keine Rolle. Auch die Frage der sozialen Teilhabe wird ignoriert: Bedürfnisse von Autofahrer:innen und der Automobilindustrie werden über die Belange der Bewohner:innen und gewachsener Kiezstrukturen gestellt.
Mit einer passenden Protestform machen die Clubs gemeinsam mit Aktivist:innen und Verbänden auf die Bedrohung durch den Autobahnbau und die verfehlte Verkehrspolitik der Regierung aufmerksam. Auf fünf Bühnen werden neben den Redner:innen DJs Techno auflegen und Bands auftreten. Gemeinsam verbinden wir linke Kämpfe mit den Kämpfen der Betroffenen zu einem lauten Nein gegen den Weiterbau der A100!
Beitrag von Lutz Leichsenring, Pressesprecher Clubcommission Berlin e.V. Header Image von Robby Weißenberg
You must be logged in to post a comment.