DDR: Kunstszene/Ost – Biografien im Umbruch

Die Vorstellung, in der DDR sei vor allem Staatskunst oder Untergrundkunst entstanden, hält sich auch Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung hartnäckig. Dass es durchaus Grautöne gab, die das Leben im Land und die Kunst vielstimmig machten, dokumentiert das Interviewprojekt Kunstszene/Ost  Biografien im Umbruch. Es versammelt 20 tiefgehende und sehr persönliche Interviews, die die Journalistinnen Sarah Alberti und Birgit Grimm begleitet vom Fotografen Thomas Kretschel mit Kunstschaffenden und bedeutenden, noch immer aktiven Akteur*innen der Kunstszene der DDR geführt haben.

Die Interviewpartner*innen, darunter StrawaldeVia LewandowskyChristine Rink oder Annette Schröter, erläutern darin ihre individuellen Lebenswege, Erfahrungen und Perspektiven auf das Leben in der DDR und im wiedervereinigten Deutschland.  

Ab dem 3. Oktober 2024 werden die Interviews in Textform, begleitet von fotografischen Porträts, auf der Website www.kunstszeneost.de öffentlich gemacht.

Kunstszene/OST, Porträfoto Annette Schröter, Foto: ⓒ Thomas Kretschel 

Kurze Videointerviews zu Fragen wie „Was war die DDR für Sie?“ oder „Was änderte sich für Sie mit der Wiedervereinigung?“ begleiten die verschriftlichten Langfassungen. Die grafische Gestaltung übernahm Kay Bachmann.

Über das Projekt 

Das Interviewprojekt Kunstszene/Ost  Biografien im Umbruch will die Komplexität der DDR-Realität mit dem Fokus auf Kunst- und Kulturschaffende anhand von persönlichen Geschichten nachvollziehbar machen. Angesichts der von vielen Widersprüchen und von der Gleichzeitigkeit verschiedenster Lebenssituationen geprägten DDR-Realität ermöglichen die persönlichen Erzählungen einen differenzierten Blick, der zum retrospektiven Gesamtverständnis der Zeit für andere Zeitzeug*innen wie für die nachgeborenen Generationen beitragen kann.

Kunst aus der DDR wurde in den vergangenen Jahren, wissenschaftlich und kuratorisch zunehmend Aufmerksamkeit zuteil, die mit einer differenzierten Debatten-Kultur einher geht. „Viele Geschichten sind jedoch noch immer nicht öffentlich erzählt. Wir hoffen, mit unserem Projekt auch andere zu ermutigen, nachzufragen und zuzuhören.“ 

Birgit Grimm, Kunstredakteurin der Sächsischen Zeitung

Ein Ziel der beiden Initiatorinnen Sarah Alberti und Birgit Grimm ist es, die sehr persönlichen Geschichten für kommende Generationen zu bewahren und für Kulturinteressierte, Journalist*innen und Wissenschaftler*innen zur Verfügung zu stellen. 

Kunst und Kultur sind auch für kommende Generationen ein wichtiges Mittel, die Realität der DDR und die Folgen der Wiedervereinigung zu verstehen und kritisch mit dem heutigen Geschehen in Verbindung bringen zu können. Insbesondere Kunstwerke, die sich durch ihre Subjektivität sowie oft auch Emotionalität auszeichnen, können neben notwendigem faktenbasierten Wissen im Sinne der politischen Bildung einen Beitrag zum deutsch-deutschen Verständnis leisten.“

Sarah Alberti, Kunsthistorikerin und Journalistin
Kunstszene/OST, Porträfoto Via Lewandowsky, Foto: ⓒ Thomas Kretschel 

Persönliche Lebensgeschichten als Spiegel der Zeit

Die Lebensgeschichten, die in Kunstszene/Ost – Biografien im Umbruch vermittelt werden, sind so vielfältig wie individuell: Es gibt die Künstlerin Angela Hampel, die fernab vom Sozialistischen Realismus mit figürlicher Malerei Erfolg hatte und mit ihren Bildern in den Westen reisen durfte, aber nicht dort blieb. Es gibt den Galeristen Gunar Barthel, der über Nacht ausgewiesen wurde, aber gern in der DDR gelebt hatte – auch aufgrund der Kunstproduktion, die hier möglich war.

Es gibt das Künstlerpaar Annette und Erasmus Schröter, das lange auf seine Ausreise warten musste, aber nach der Wende zurückkehrte. Das Zeitfenster der Erzählungen endet bewusst nicht mit der Maueröffnung 1989, sondern fragt, wie die Protagonist*innen den Systemwechsel 1990 erlebten, welche Vor- und Nachteile die zunehmende Internationalisierung, die geografische Öffnung, der marktwirtschaftlich funktionierende Kunstmarkt und die Konkurrenz zu West-Akteur*innen mit sich brachten. 

Die Interviews werden nun auf der Website www.kunstszeneost.de veröffentlicht, der Launch ist am 3. Oktober 2024.  

Interviewpartner*innen 

In der Reihenfolge der Geburtsjahre

  • Strawalde (geb. 1931)
  • Dieter Goltzsche (geb. 1934)
  • Max Uhlig (geb. 1937)
  • Hedwig Döbele (geb. 1940)
  • Georg Girardet (geb. 1942)
  • Christine Rink (geb. 1945)
  • Elke Hopfe (geb. 1945)
  • Thomas Ranft (geb. 1945)
  • Gabriele Muschter (geb. 1946 † 2023)
  • Lutz Dammbeck (geb. 1948)
  • Christine Schlegel (geb. 1950)
  • Gunar Barthel (geb. 1954)
  • Chagas Freitas (geb. 1955)
  • Annette Schröter (geb. 1956)
  • Angela Hampel (geb. 1956)
  • Matthias Jackisch (geb. 1958)
  • Osmar Osten (geb. 1959)
  • Gerd Harry Lybke (geb. 1961)
  • Thea Herold (geb. 1962)
  • Via Lewandowksy (geb. 1963)
Scrrenshot Kunstszene/OST, Konzept und Gestaltung: Kay Bachmann   l 
Corinna Wolfien Avatar

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