Berliner Kultur in der Haushaltskrise schützen

An: den Regierenden Bürgermeister von Berlin Kai Wegner, Senator Stefan Evers, Senator Joe Chialo

Gestartet wurde die Petition vom Deutschen Bühnenverein Landesverband Berlin 

Am 19. September 2024 haben Sie den Vertreter*innen aller Kulturbereiche in einer Informationsveranstaltung die Haushaltsnotlage des Landes Berlin und die notwendigen und drastischen Einsparauflagen in 2025 und 2026 auch für den Kulturetat erläutert. Ein Einsparvolumen von 110 bis 150 Millionen Euro oder mehr für 2025 und nochmals eine ähnliche Summe für 2026 stehen im Raum.

Deshalb rufen wir als Verbund der Opern- und Konzerthäuser, der Sprechtheater, der Revue und des Kabaretts in Berlin den Senat dazu auf, bei den anstehenden Beratungen zur Konsolidierung des Gesamtlandeshaushalts den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Stellenwert der Kultur in den Fokus zu nehmen. Das erzielte Einsparvolumen im kleinsten Ressortetat der Stadt steht in einem eklatanten Missverhältnis zu den immensen Schäden, für die man noch in Jahrzehnten einen hohen Preis zahlen wird.

Wir appellieren an Sie: Graben Sie der Kultur Berlins nicht das Wasser ab. Berlin lebt von der Kultur. Die Kultur bildet Gesellschaft und schafft Lebensqualität. Sie ist der entscheidende Standortfaktor Berlins. Sie prägt Berlins Image, auch und gerade im Vergleich mit anderen deutschen sowie internationalen Metropolen.  

WeAct

Der Bühnenverein steht solidarisch zusammen mit allen Bereichen der Kultur in Berlin. Wir lassen uns nicht in Verteilungskämpfe treiben. Berlin braucht die Vielfalt der Kultur, Berlin profitiert von den wechselseitigen Impulsen der unterschiedlichen Kulturbereiche.

Das macht die Stadt reich und zukunftsfähig. Jeder Euro für die Kultur ist eine Investition, die sich vielfach auszahlt. Ideell, gesellschaftlich und wirtschaftlich. 

Warum ist das wichtig?

Einsparungen in dieser Größenordnung kämen einem Kahlschlag für die Kultur in Berlin gleich:

  1. Die institutionell geförderten Opern-, Konzert- und Theaterhäuser wären gezwungen, den bereits geplanten und vertraglich verabredeten Produktions- und Spielbetrieb weitestgehend auszusetzen. Denn mit hohen Fixkosten für Personal und Gebäudeunterhaltung besteht der einzige budgetäre Spielraum im künstlerischen Programm. Die Auswirkungen auf das kulturelle Angebot der Stadt wären drastisch – allein die 29 Mitgliedsbetriebe im Bühnenverein erreichen jährlich rund 3 Millionen Besucher*innen.
  2. Privatrechtlich organisierten Häusern drohte die Insolvenz.
  3. Kürzungen bei den projektbezogenen Förderungen träfen die vulnerabelsten Bereiche der freien Szene und der Performing Arts, der Literatur, der Bildende Kunst, des Tanzes und der kulturellen Bildung. 
  4. Wichtige Einrichtungen der Freien Szene, der Clubs, der Literatur, der Bildenden Kunst wären wegen ausbleibender Kooperationen von der Schließung bedroht. 
  5. Der „Arbeitsplatz Kultur“ wäre unmittelbar und in großem Umfang von Entlassungen und dem beruflichen Aus Vieler bedroht. Immerhin arbeiten allein 8,2% der Erwerbstätigen in Berlin im Kulturbereich. 
  6. Das kulturelle Angebot wäre ein Bruchteil von dem, was es jetzt ist. Damit verschwänden Räume des sozialen Miteinanders und der Begegnung, des gesellschaftlichen Dialogs, Angebote der kulturellen und politischen Bildung, Orte der Freizeit und des Kulturgenusses. 
  7. Die mit dem Kultursektor verbundene Umwegrentabilität sänke massiv. Wirtschaftszweige wie Hotel- und Gaststättengewerbe, Tourismus, Nahverkehr, Einzelhandel etc. würden empfindliche Einbußen erleiden. 
  8. Berlins Vorbildrolle und hohe internationale Präsenz der Berliner Kultur über Gastspiele und Kooperationen überall in der Welt bräche weg. Die internationale Kulturszene, die über viele Festivals und Kooperation nach Berlin kommt, bliebe der Stadt fern.
  9. Vielfalt, Exzellenz, Kraft und Innovationsfähigkeit der Kultur in Berlin würde geschwächt oder verschwände. Die internationale Strahlkraft Berlins, die viele in unsere Stadt zieht und die die Stadt als Lebensort so attraktiv macht, würde verblassen. 

Was genau wird verhandelt?

Das Einsparvolumen von 110 bis 150 Millionen Euro oder mehr für 2025 und nochmals eine ähnliche Summe für 2026 würden den laufenden Betrieb aus den Angeln heben und die Kultur Berlins erheblich gefährden.

Die im Raum stehenden Kürzungen sind für die Kultur keine haushaltspolitischen Weichenstellungen für die Zukunft. Mit diesen Plänen würde die Kultur mit voller Wucht gegen die Wand fahren. 

Bühnenverein Landesverband Berlin 

Für den Vorstand Thomas Fehrle, Christina Schulz, Karin Bares und Tobias Veit

24. September 2024

Folgende Unterstützer*innen schließen sich dem offenen Brief des Bühnenvereins an: 

Daniel Barenboim, Karin Bares, Janina Benduski, BBK, Philip Bröking, Yvonne Büdenhölzer, Frank Castorf, Gesine Cukrowski, Annette Dasch, Justin Doyle, Lars Eidinger, Didier Eribon, Silvia Fehrmann, Joachim Flicker, James Gaffigan, Antonia Gersch, Fritzi Haberlandt, Philipp Harpain, Jörg Hartmann, Evelyn Marie Henrion, Evelyn Herlitzius, Jens Hillje, Jacob Höhne, Nina Hoss, Vladimir Jurowski und Ulrich Khuon.

Sowie Burghardt Klaußner, Barrie Kosky, Kurt Krömer, Nina Kunzendorf, LAFT Berlin, Geoffroy de Lagasnerie, Ursina Lardi, lris Laufenberg, Gijs Leenaars, Carolin und Frank Lüdecke, Joana Mallwitz, Ulrich Matthes, Joachim Meyerhoff, Susanne Moser, Martin Muehle, Celina Nicolay, Andrea Niederbuchner, Sebastian Nordmann, Camilla Nylund, Thomas Ostermeier, Matthias Pees, Caroline Peters, Kirill Petrenko und Anke Politz.

Wie auch Sir Simon Rattle, Milo Rau, Oliver Reese, Anselm Rose, Sir Donald Runnicles, Jochen Sandig, Peter Sauerbaum, Andreas Schager, Berndt Schmidt, Anna Schudt, Torben Schumacher, Katharina Schüttler, Dietmar Schwarz, Elisabeth Sobotka, Doris Soffel, Evangelia Sonntag. Christian Spuck, Michael Thalheimer, Christian Thielemann, Robin Ticciati, Annemie Vanackere und die GdBA.

Die ver.di AG Kunst und Kultur Berlin-Brandenburg, Georg Vierthaler, Rolando Villazón, Lars Vogel, Marius von Mayenburg, Sasha Waltz, Mark Waschke, Jossi Wieler, Angela Winkler, Martin Woelffer, Maja Zade, Andrea Zietzschmann.

Unter den weiteren Unterzeichner*innen sind u.a.:

Nikolaus Bachler, Marco Baldi, Elena Bashkirova, Lisa Bathiasvili, Unsuk Chin, Kirill Gerstein, Alan Gilbert, Sabine Kroner, Louwrens Langevoort, Antonello Manacorda, Peter Raue, Frauke Roth, Ilona Schmiel, Lahav Shani, Jonathan Tetelman, Jorinde Voigt, Sebastian Weigle, Carolin Widmann, Jörg Widmann, Tabea Zimmermann

58.778

von 75.000 Unterschriften

Jetzt mitmachen!

Hier können auch Sie etwas gegen die Haushaltskürzungen tun und die Petition unterschreiben.

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Wie ist deine Beziehung zu Lust? Das Fotografiska lädt euch mit "The Art of Pleasure" dazu ein, an einem Abend diese und weitere Fragen zu stellen.... We are excited to announce the release of ‘MADRE’, the latest ALBUM from @godugong + @washe_vzla, set to drop on @42records. An a ethereal and inspirational album... Ein Symposium im @hamburger_bahnhof unter dem Titel „Der Westen musste nicht im Osten ankommen!“ widmet sich am Freitag 8. und Samstag 9. November 2024 den Folgen der Jahre 1989/1990 für die Kunst. Still looking for interesting artists and exhibitions in Berlin? @soycapitangallery presents some of their artists in exhibitions around the town... The new EP "Comet" by @optometrymusic, a duo composed of @johntejadaofficial and @march_adstrum , captures the theme of rebirth in the wake of tragic events. Auch wir appellieren im Namen des B'SPOQUE magazines an die Sie: der Kunstbetrieb und die Kultruretats dürfen nicht weiter gekürzt werden.

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