Ganz in weiß gehalten war die Bühne der Komischen Oper und der neuesten, tiefschwarzen Oper Intolleranza 1960 von Luigi Nono. Ein Zeugnis an die KuK Architektur des Hauses, denn auch die ersten Reihen – zumeist durch die Boomer Generation repräsentiert – musste sich dem Bühnenbild in weiß fügen und verhüllen. Das Stück würdigte eine Generation, die Krieg und Zerstörung durch falsche Ideale, als Erbe und als Last trägt und dadurch eine hochaktuelle Brücke zu aktuellen Geschehnisse schlägt.
What remains of the past…
Fragen wie diese nach kollektiver Schuld, den Gefühlen über agreed facts dieser Zeit und dem Einfluss der Boomer auf die Wahrnehmung der Pflichten von uns Millenials, sind nur flüchtige Gedanken, die ich beim Anblick des wattierten Saales bekomme. Andere Bestandteile, wie das Bootswrack oder der durchgehend eurozentrische und weiß gekleidete Chor, rufen neben den beiden diversen Gesichtern weitere Fragen über das strukturelle Problem der vorwiegend weißen Opernwelt auf.

No, it’s not baroque…
Die atonale Komposition der Oper von Luigi Nono’s verdeutlicht in zwei Sprachen transkribiert, wie Schmerz und die Suche nach einem kollektiven, aber auch individuellen Heimatbegriffs in Form zweier Welten aufeinander trifft. Die Realität von Personen deren Hintergrund die Flucht vor Krieg ist und die, deren Vorgänger den Krieg begonnen haben oder dabei nicht hinsehen wollten. Eine Realität die angesichts des Krieges in der Ukraine nicht tragender sein könnte.


It’s political.
Die Oper lässt aber im allgemeinen offen, warum es neben den Gefühlen in feinen und zarten Stoffen einiger weniger und der rauen Realität einiger vieler kaum einen Mittelweg gibt. Oder wie wir als neue deutsche Gesellschaft mit dieser historischen Schuld umgehen wollen, besonders da die Debatten um diese Probleme wieder auf den Tellern der ärmsten ausgetragen werden.
Es fällt jedenfalls kein Vorhang mehr in dem wattierten und bis auf den letzten Zentimenter in Tuch verhüllten Saal der Komischen Oper, während die Ovationen andauern und das Publikum verstört und verzaubert zugleich zurück bleibt. Warum wir die Oper und die anderen Künste auch während eines Krieges und in der Kriese weiter unterstützen müssen, sollte spätestens durch den Titel des Stücks und dessen gewichtige Message des Werkes geklärt sein.
The weight of the fine line(ing)…
Was mich jedoch nicht davon abgehalten hat noch ein paar Kunstbegeisterte einzusammeln und in die Chains of Interest der IfA Galerie Ausstellung zu phonen. Neben spannenden Werken von Hannah Höch werden dort zeitgemäße und Arbeiten anderer Künstler*Innen aus den Archiven des Instituts für Auslandbesziehungen gezeigt. Chains of Interest ist übrigens eine Fortführung der Spheres of Interest und erweitert die vorherige Ausstellung um weitere Metaebenen und Layers, die zu der Sammlung gehören.


Glaubenssätze und ihre Wirkung
Zu den Werken begegneten mir innerhalb der Ausstellung ein paar Gedanken rund um das Thema Glaubenssätze. Aber auch zur infinite Hope, an die wir uns wohl gerade alle klammern müssen, um gemeinsam einen Weg aus Kriese und allem voran eine Haltung gegen den Krieg und für einen fairen Frieden zu finden. Doch diese schmale Linie gelingt nur, wenn sich wirklich alle Menschen ihres emotionalen Backpacks wirklich bewusst sind.