Anfang letzter Woche durfte ich erneut feststellen, dass es wohl einfach zu heiß ist und die Liebe zur Kunst ein wahres Allheilmittel für diverse Dramen sein kann. Nachdem ich umringt von Freunden den dreißigsten Jahrestag meiner sehr engen Freunde feiern dufte, stürzte am Montag schließlich die Festplatte mit den Daten des Magazins ab und konnte erst nach zwei Tagen wieder vollständig zurück geholt werden.
Während das Rattern der Festplatte immer schlimmer wurde, hatte bis Mittwoch früh so sehr Angst, dass es gäbe wohl diesmal keine Hoffnung mehr gab. Doch nach sieben Jahren und den nächtelangen Rettungsaktionen der Vergangenheit, wendete sich Mittwoch das Blatt zum Guten für die Kunst und ich konnte endlich aufatmen. #Update
Die Sommerausstellung im Künstlerhaus Bethanien
Am Donnerstag wurde ich mit altbekannten Themen und neuen, durchaus harschen, wie kritischen Eindrücken konfrontiert, als ich mit zwei befreundeten Influencer:innen das Künstlerhaus Bethanien mit neun ausstellenden Künstler:innen und ihre aktuellen Werke persönlich in Augenschein nehmen durfte. Dabei kann ich sagen es lohnt sich, denn die Narrative der Künstler:innen entsprechen dem, was wir den Medien nicht entnehmen können.
Themen wie globaler Hunger aufgrund von Vertreibung, Krieg und sozialer Ungleichheit, die Folgen, sowie die Perspektiven des Kommunismus, aber auch die Freund- und Feindschaften der ehemaligen kommunistischen Länder begegnen den Besucher:innen auf den zwei Etagen der des Hauses. #KünstlerhausBethanien
Der Kontext einer Feindschaft
Wie Ukrainer:innen dem ebenfalls auch kulturell einschneidenden Krieg mit Russland, sowie die Propaganda der untergegangene UdSSR wahrnehmen, ist vermeintlich nur ein Nadelstich oder eine Wunde auf Leinwand, welche die Besucher:innen der Ausstellung sehen. Doch die Botschaft liegt tiefer verborgen und wird ebenfalls in der Frage nach Deutungshoheit russisch-gelesener Weltliteratur und dem kritische Umgang mit dem Ursprung von Autor:innen aus der ehemaligen UdSSR gründlich hinterfragt.
Nebst sozialer Kritik am Establishment, kolonialer Kultur und dem Gold Rush der First World Nations wird bei den Künstler:innen des Künstlerhaus Bethanien genauso der soziologische Aspekt von Propaganda beleuchtet, wie die Frage nachdem was aufkommen lass, wann der Krieg die restlichen Nationen endgültig verwüstet haben wird? Die Ausstellung läuft noch bis Mitte September. #endwar
Tanz im August: Exit Above – after the tempest
Das contemporary Dance Ensemble mit Anne Teresa De Keersmaeker, Meskerem Mees, Jean-Marie Aerts, Carlos Garbin / Rosas ist Teil des Tanz im August, welches in Kooperation mit dem HAU und dem Haus der Berliner Festspiele stattfindet. Der diverse Cast bildet hierbei die neue Realität eines inklusiven und bunten Deutschlands ab, welches entgegen der vermeintlichen Norm, nicht exklusiv weiß ist und sich ebenfalls von den überwiegenden weißen Casts traditioneller Compagnien abhebt.
Dabei bedient sich das Ensemble der Symbolik eines Klee Bilds, dem Angelus Novus, welcher als Engel der Geschichte auch eine Brücke zu späteren Werken, wie dem von Luigi Nono’s Intoleranza 1960 bildet. Fluch, Vertreibung und Neubeginn der Neuankömmlige als Konsequenz des Sturms über dem Paradies sind dabei die zentrale Thematik, welche den Besucher:innen des anderthalb stündigen Stücks begegnen. Mit dem Zitat von Walter Benjamin, wird dieser Sturm von einer der Darsteller:innen verdeutlicht:
Das Echo der Vergangenheit
Die Trümmer häufen sich als Preis des menschlichen Fortschritts an, wie sich auch die Überlappungen der expressiven Bewegungen der Tänzer:innen anhäufen. Dabei entstand im Wechselspiel mit dem kollektiv tanzenden Hintergrund und der melodischen Stimme als tragendes Element innerhalb der Chroreografie ein ganz eigener Sturm. Die kollektiven und zum Teil synchronen Bewegungen, die von einem subjektiven Ausbruch der einzelnen Tänzer:innen mit Solo Performances untermalt werden, bilden hierbei die Brücke zwischen dem Zwang einer Ideologie oder der Anpassung und dem individuellen Weg der Freiheit.
Manche Bewegungsabläufe innerhalb der Choreografie und besonders einzelner Solisten, die an Pina Bauschs Werke erinnern, wechseln sich mit Kostümwechseln ab und enden schließlich in einem kollektiven Entblößen, ähnlich während einer Berliner Clubnacht. Es folgt die ekstatische Tanzszene, in der sich alle in kreisenden Bewegungen miteinander vergnügen und das anschließende kollektive Kotzen.
Wohl ein Hinweis auf die Absurdität der Debatten während der Pandie und ihre Auswirkungen auf das private, sowie öffentliche Leben? Während eine Nacht im Club nicht möglich schien, stieg der Alkoholkonsum und die Sehnsucht nach Freiheit, wie auch das kollektive Erwachen aus dem Koma innerhalb des Stücks und das Ende, in dem sich alle wieder in einer langen Kette zusammen schlossen. #postpandynamic
Berlin Alexanderplatz von Burhan Qurbani
Zum Abschluss der heißen Woche sah ich den Film Berlin Alexanderplatz in einer zeitgemäßen Version aus dem Jahre 2020 des Regisseurs Burhan Qurbani nach der Romanvorlage von Alfred Döblins Klassiker aus dem Jahr 1929. Der Film ist somit zwar nicht mehr neu, jedoch eine absolute Empfehlung für alle, die sich der Thematik von Flucht, Vertreibung und der Willkommenskultur Deutschlands auseinander wollen.
Der Film handelt von dem aus Bissau geflohenen Francis, der in Berlin auf Reinhold trifft und dann, wie viele andere Geflüchtete aufgrund der politischen und sozialen Umständen auf die schiefe Bahn gerät. Dabei prangert der Regisseur die vorherrschenden Klischees und Vorurteile der deutschen Gesellschaft, sowie ihre Ignoranz gegenüber den Geflüchteten in einer herausragenden Version der Hauptfigur Francs an und versucht die Zuschauer:innen zu einem Perspektivenwechsel zu bewegen. Berlin Alexanderplatz läuft noch bis Anfang November auf arte. #BerlinAlexanderplatz
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