Das Fluentum im Herbst

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Das sowjetische Hauptquartier

Sven Johne

13. September – 16. Dezember 2023
Eröffnung: Dienstag, 12. September 2023, 18-22 Uhr

Das Fluentum freut sich, im Rahmen der Berlin Art Week 2023 die Ausstellung Das sowjetische Hauptquartier des Künstlers und Filmemachers Sven Johne zu präsentieren. Im Zentrum der Ausstellung steht der titelgebende Film, der von Fluentum produziert wurde und im September seine Premiere feiert. Ergänzt wird die Ausstellung von einer Installation aus früheren Videoarbeiten Johnes, die zum Teil aus der Fluentum Collection stammen und Themenstränge weiterdenken. 

In den Arbeiten von Sven Johne legen sich persönliche Narrative über die monolithischen Eckpfeiler offizieller Geschichte, um diese entlang persönlicher Ausflüchte und emotionaler Störmomente neu zu erzählen. Johne eignet sich die Ästhetik des Dokumentarischen an und speist fiktionale Elemente in sie ein, die ihre Ansprüche auf Wahrheit torpedieren. Was entsteht, ist ein Realismus, der jenseits von Authentizität und Widerspiegelung mehr ergibt als die Summe seiner Teile. 

Das Potential von Ideologien

Johnes neuer Film Das sowjetische Hauptquartier (2023) spielt auf dem heute brachliegenden Gelände des ehemaligen Hauses der Offiziere in Wünsdorf, Brandenburg. Das im frühen 20. Jahrhundert im neobarocken Stil errichtete schlossartige Anwesen diente bis 1994 als kulturelles Hauptquartier der in Ostdeutschland stationierten sowjetischen Truppen. In Johnes neuer Arbeit wird dieses Hauptquartier zum Schauplatz eines Gesprächs zwischen dem zum Erfolg verdammten Immobilienmakler Becker (Marc Zwinz) und der vermeintlichen Interessentin Katharina Baronn (Luise Helm), die zunächst gedankenverloren die Räumlichkeiten besichtigt.

Im Verlauf des Filmes kippt unsere Aufmerksamkeit und der innere Monolog Katharina Baronns tritt in den Vordergrund: sie erlebte hier als 8-jähriges Kind den Abzug der sowjetischen Truppen. Seither geistert eine sentimentale „Kindersowjetunion“ (in Johnes Worten) als vermeintliche Alternative zum real existierenden Kapitalismus in ihren Erinnerungen. In Das sowjetische Hauptquartier geht es um frühe Prägungen, um die Wirkmächtigkeit von Ideologien und um den Abschied von der Kindheit. Inszeniert im ehemaligen US-Hauptquartier, in dem Fluentum heute Ausstellungen zeigt, verdoppelt Das sowjetische Hauptquartier Zeitlichkeiten, Ideologien und die Wendungen politischer Geschichte in der Nachwendezeit, um in einen Dialog über den Zusammenhang von Versagen und Erinnern zu treten. Anlässlich der Ausstellung erscheint ein Katalog, gestaltet von André Fuchs. 

Sonderöffnungszeiten anlässlich der Berlin Art Week 2023:
13. bis 17. September 2023, 11 bis 18 Uhr

Über das Fluentum 

Fluentum widmet sich als gemeinnütziges, privat geführtes Ausstellungshaus dem Ausstellen, Produzieren und Sammeln zeitgenössischer Kunst mit einem besonderen Fokus auf die zeitbasierten Medien Film und Video. Als Initiative des Berliner Unternehmers und Sammlers Markus Hannebauer eröffnete Fluentum im Jahr 2019 seine Ausstellungsräume in einer ehemaligen Militäranlage in Berlin. Der Gebäudekomplex wurde zur Zeit des Nationalsozialismus zwischen 1936 und 1938 von dem Architekten Fritz Fuß als Luftgaukommando III erbaut und diente als zentrale Infrastruktur für die deutsche Luftwaffe. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude von den US-amerikanischen Streitkräften bis zum Abzug des letzten GIs im Jahr 1994 als Hauptquartier für Militär und Geheimdienst in West-Berlin genutzt.­

Fluentum, Clayallee 174, 14195 Berlin 


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Das sowjetische Hauptquartier

Sven Johne

September 13 – December 16, 2023
Opening: Tuesday, September 12, 2023, 6–10 pm

As part of Berlin Art Week 2023, Fluentum presents Das sowjetische Hauptquartier (The Soviet Headquarters), a solo exhibition by artist and filmmaker Sven Johne. The core of the exhibition is the titular film, produced by Fluentum and premiering there in September. The presentation is complemented by an installation of earlier video works by Johne—some of which are part of the Fluentum Collection—which continue the thematic strands in Das sowjetische Hauptquartier

Sven Johne, Das sowjetische Hauptquartier, 2023, Film still. Copyright Sven Johne

In Sven Johne’s works, personal narratives are draped over the monolithic cornerstones of official history, ultimately retelling it through individual perspectives and moments of emotional upheaval. Johne appropriates documentary aesthetics, but subverts its claims to truth by infusing it with fictional elements. The result is a realism beyond authenticity and mimesis, one that amounts to more than the sum of its parts. Johne’s new film Das sowjetische Hauptquartier (2023) is set on the now-abandoned premises of the former Haus der Offiziere (House of Officers) in Wünsdorf, Brandenburg. The palatial estate, built in the early-twentieth century in a neo-baroque style, served as the headquarters and cultural center for the Soviet troops stationed in East Germany until 1994.

the potency of ideologies

In Johne’s new work, the headquarters becomes the setting for a meeting between Becker (Marc Zwinz), a real estate agent doomed to succeed, and Katharina Baronn (Luise Helm), who purports to be a prospective buyer and inspects the property while lost in thought. As the narrative progresses, the film’s focus shifts and Baronn’s inner monologue takes over. When she was eight years old, Baronn witnessed the departure of the Soviet troops from the headquarters. Since then, a nostalgic “child’s USSR” (in the words of Johne) has haunted her memories as an idealized alternative to actually existing capitalism. 

Das sowjetische Hauptquartier is about early formations and impressions, the potency of ideologies, and the farewell to childhood. The film’s presentation in Berlin’s former US headquarters—where Fluentum is housed—overlays temporalities and ideologies. Through its examination of the twists and turns of post-reunification history, Das sowjetische Hauptquartier spurs a dialog about the links between failure and remembering. The exhibition will be accompanied by a catalog designed by André Fuchs.  

Special opening hours on the occasion of Berlin Art Week 2023
September 13–17, 2023, 11 am – 6 pm.

About Fluentum

Fluentum is a nonprofit, privately run institution dedicated to exhibiting, producing, and collecting contemporary art, with a special focus on time-based media such as film and video. An initiative of Berlin-based entrepreneur and collector Markus Hannebauer, Fluentum opened its exhibition space in a former military complex in Berlin in 2019. Constructed between 1936 and 1938 during the era of National Socialism by architect Fritz Fuß as Luftgaukommando III, the building served a key infrastructural role for the German Luftwaffe. After World War II, US forces utilized the building as their military and intelligence headquarters until the last GI departed in 1994.

Fluentum, Clayallee 174, 14195 Berlin 

#writtenby

Corinna Wolfien Avatar

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